Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau November 2018
So viele Menschen haben die Räume des Weinvereins Rote Insel wohl selten gesehen. Am 18. Oktober wollten viele dabei sein, als die Inseltour eröffnet wurde. Obwohl Schöneberg nicht vom Wasser umflossen ist, hat es seine traditionelle Insel – zwischen den Gleisen der Wannseebahn im Westen, der Anhalter Bahn im Osten und der Ringbahn im Süden. Die Gleise bilden ein Dreieck und so entstand die Insel. Die Bezeichnung Rote Insel bekam sie, da sich auf der Insel auch ein Wahllokal befand. Hier lebten überwiegend Arbeiter, die SPD und KPD wählten – Parteien mit traditionell roter Farbe.
Die Tour ist ungefähr 4 Kilometer lang und führt über 19 Stationen. Bei den Recherchen zu den einzelnen Stationen kam auch Überraschendes zu Tage. So wurde Alfred Lion, zu dessen Ehren der Alfred-Lion-Steg zwischen Tempelhof-Nord und der Roten Insel benannt wurde, gar nicht als Alfred Löw in Schöneberg geboren. Recherchen ergaben, dass er als Alfred Wladislaus Lion in Friedenau geboren wurde. Trotzdem behält der Alfred-Lion-Steg seinen Namen und der Jazzmusiker einen Ehrenplatz im Herzen der Schöneberger Jazzfans.
Die Inseltour führt auf die Spuren der Eisenbahnpioniere, beleuchtet die Tatsache, dass die Sedanstraße – heute Leberstraße – die wichtigste Einkaufsmeile der Insel war und informiert über das Leben an der Colonnenstraße, heute Kolonnenstraße, der ältesten Straße der Insel. Marlene Dietrich ist genauso dabei wie Annedore und Julius Leber. Der Schauspielerin Hildegard Knef wurde hingegen keine Information gewidmet.
Die Inseltour führt Besucher kurzweilig und informativ durch die Geschichte der Roten Insel. Aber auch für Anwohner und langjährige Schöneberger lässt sich hier noch einiges entdecken. Zur Tour gibt es eine Karte und eine Broschüre, die im Rathaus Schöneberg und in den Schöneberger Museen erhältlich sind. Darüber hinaus informiert die Seite www.inseltour-berlin.de .
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