Erschienen in Gazette Wilmersdorf Juli 2017
Am östlichen Ufer der Unterhavel wiegt sich die Schiffslady „Alte Liebe“ sanft im Wasser. Entspannung finden auf ihr alte und junge Großstadtmenschen, Wasserfreunde und Naturliebhaber, die dabei erfolgreich in der Speisekarte nach regionalen und saisonalen Gerichten fischen können.
Das Restaurant auf dem Wasser setzt unter der Fahne von Familie Lüdicke eine beliebte Berliner Tradition fort, die seit Beginn des 20. Jahrhunderts ausgediente Lastkähne zu „Kaffeekähnen“ für Erholungssuchende umfunktionierte.
Als ehemalige Hamburger HADAG-Fähre „Godeffroy“ liegt das Restaurantschiff unter traditionsreichem Namen „Alte Liebe“ seit 1970 am Eingang des Stößensees. Im Schlepptau schaukelt seit 2008 der Partydampfer „Mariellchen“, mit dem auf kulinarischer Bootsfahrt über die Havel geschippert werden kann.
Zu Füßen der Havelchaussee kann es sich ein Teil der Gäste draußen auf dem Schwimmponton bequem gemacht, während andere im zweigeschossigen Schiffsinnern gleich nebenan ihren Platz finden. Drinnen in gemütlicher Seefahrer-Atmosphäre ist es nicht nur im Sommer, sondern auch im Herbst und Winter gemütlich, mit grandiosem Ausblick auf See und Grunewald. Seit die „Alte Liebe“ um 90 Grad gedreht wurde und nun parallel zum Bootssteg liegt, haben alle Tische Seeblick.
„Kapitän“ des Restaurantschiffes seit 2006 ist Marc-Oliver Lüdicke, der die „Alte Liebe“ 2013 von seinen Eltern ganz übernommen hat. Aufgewachsen in der Speisegastronomie, sammelte er schon früh Erfahrung in diesem Bereich, der den Familienalltag bestimmte. Nach ihrem Betrieb in Kreuzberg entdeckten die Lüdickes Spandau und Kladow für sich. Mit dem Café Köhn und dem Campingcasino am Glienicker See eroberten sie über die Jahre weitere gastronomische Standorte.
„Die Verbindung zwischen Gastronomie und Wasser übte auf uns ihren ganz besonderen Reiz aus“, erinnert sich Marc Lüdicke, der das Vorgängerboot – die alte „Alte Liebe“ – noch von Gastronomie-Treffen her kannte. Doch diese, seit 1950 auf gleichem Liegeplatz angesiedelte Restaurant-Barkasse, musste Ende der 60er-Jahre abgewrackt werden. Die aktuelle „Alte Liebe“ folgte und wurde schließlich von Marcs Eltern übernommen. Als der Vater erkrankte, sprang Marc-Oliver Lüdicke, der eigentlich als gelernter Drucker arbeitete, 1996 seiner Mutter unterstützend zur Seite. Sie ist auch heute noch regelmäßig auf „ihrem“ Boot anzutreffen. Ihr Sohn führte zwischenzeitlich zusammen mit seinen Schwiegereltern die „Kleine Stube“ an der Potsdamer Chaussee, die jedoch nur geringe Platzkapazität hatte. Nach dem Tode seines Vaters fand Marc Lüdicke jedoch ganz zur „Alten Liebe“ zurück.
Seine Frau ist heute für das Büro zuständig, Marc-Oliver Lüdicke hält das Ruder des 20-köpfigen Mitarbeiterteams fest in der Hand, und inzwischen schaut auch gerne mal sein 16-jähriger Sohn vorbei.
Umfangreiche, aber behutsame Umbaumaßnahmen und Neuerungen der letzten Jahre, die jedoch das erfolgreich Traditionelle nicht verdrängen, haben die Attraktivität der „Alten Liebe“ noch erhöht: Da ist der vergrößerte Tresenbereich, die Renovierung des Innenbereichs sowie zusätzlicher Schwimmponton, auf dem bis zu 60 Personen Platz finden, und da ist die Drehung des Bootes: Einen langen Atem bewies Marc Lüdicke über vier Jahre, um die Positionsänderung der „Alten Liebe“ mit Behördenunterstützung schließlich durchführen zu können.
Alt und Jung, darunter viele Stammgäste, schätzen neben der einmaligen Lage die gleichbleibende Speisen-Qualität der Bootsküche, die dem Chef besonders am Herzen liegt. Saisonal stehen da Spargel, Maischolle, Pfifferlinge, Schmorgurken, Kalbsleber, Wild und die beliebte Lüdicke-Gans auf der Karte, neben einer großen Auswahl an Fischgerichten, die nicht nur alten Seebären das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Darüber hinaus besteht eine große Buffet-Auswahl für Festlichkeiten aller Art.
Gut erreichbar über die Havelchaussee ist die „Alte Liebe“, auch wenn es gerade für die älteren Gäste mehr Parkplätze geben könnte. Lüdicke wünscht sich deshalb eine bessere Infrastruktur und häufigere Busfahrzeiten, gerade für die kältere Jahreszeit.
Seit 2014 ist mit der „Alten Liebe“ wieder zusammengewachsen, was schon einmal zusammen gehörte: Der rechts neben der „Alten Liebe“ liegende Jachthafen am Postfenn mit 45 Liegeplätzen befand sich ursprünglich in Händen der einstigen Restaurantboot-Betreiberin. Seit drei Jahren ist nun Marc-Oliver Lüdicke Betreiber des Hafens, in dem Sport-, Segel- und Angelboote, aber auch acht „Floating Houses“ liegen. Auch von hier aus schaut man gerne auf den Sonnenuntergang und auf die „Alte Liebe“ als eine der ältesten Schiffsgastronomien Berlins.
Weitere Informationen unter www.alte-liebe-berlin.de
Jacqueline Lorenz
Schiffsrestaurant „Alte Liebe“
Havelchaussee 107
14055 Berlin StößenseeTelefon 030 304 82 58
E-Mail alteliebe@t-online.de
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