Erschienen in Lankwitz Journal Dezember/Januar 2016
Fast könnte man meinen, die Dessauerstraße, an der einst das Tierheim Lankwitz beheimatet war, wäre nach der Stadt Dessau in Sachsen-Anhalt benannt. Das stimmt nur zum Teil, denn Pate für die Benennung der Straße war Leopold I., Fürst von Anhalt-Dessau, der am 3. Juli 1676 in genau jenem Dessau geboren wurde. Er wurde zu einer der populärsten Figuren in der preußischen Armee.
Sein Vater Johann Georg II. von Dessau starb, als Leopold noch minderjährig war. Seine Mutter schickte ihn daraufhin auf die Grand Tour, eine für junge Adelige übliche Reise durch Mitteleuropa, Spanien und Italien, die manchmal sogar ins Heilige Land führte, die damalige Region Kanaan und Palästina. Als er 1695 zurückkehrte, ließ ihn seine Mutter Henriette Catharina von Oranien für mündig erklären und er übernahm 1698 die Regierungsgeschäfte des kleinen Fürstentums.
Bekannt wurde er vor allem durch sein militärisches Wirken. Von seinem Vater hatte er 1693 den Rang eines Oberst des brandenburgischen Regiments „Anhalt zu Fuß“ übernommen. In dieser Funktion nahm er an verschiedenen militärischen Operationen teil und wurde drei Jahre später zum Generalmajor befördert. 1712 war er als Generalfeldmarschall der ranghöchste Militär in Preußen.
Leopold führte den militärischen Gleichschritt und den eisernen Ladestock ein, der den bis dato genutzten hölzernen Ladestock ersetzte. Dieser war öfter im Gewehrlauf abgebrochen und hatte den Soldaten wehrlos gemacht. Der „Dessauer“ gehörte zu den engsten Vertrauten König Friedrichs Wilhelms I. und war Mitglied seines legendären Tabakskollegiums. Nach der Flucht von Kronprinz Friedrich – dem späteren „Alten Fritz“ – überzeugte Leopold den preußischen König, seinem Sohn zu vergeben. Als Friedrich II. den preußischen Thron bestieg, kam es nach nur wenigen Jahren zum Zerwürfnis zwischen dem König und dem Generalfeldmarschall, da Friedrich dem Prinzen Eugen von Anhalt-Dessau, dem vierten Sohn Leopolds, nach einer verlorenen Schlacht wegen schlechter Heerführung den Abschied gab. Damit endete sein militärisches Engagement nicht. Nach der Schlacht von Kesselsdorf im Jahr 1745 und dem anschließenden Frieden von Dresden gab es eine vorübergehende Versöhnung mit dem preußischen König. Der alte Dessauer zog sich schließlich in seine Geburtsstadt zurück, in der er 1747 starb. Nach ihm wurden Straßen in Detmold, Schlangen und Berlin-Lankwitz benannt, Theodor Fontane widmete ihm ein Gedicht.
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