Erschienen in Nikolassee & Schlachtensee Journal Juni/Juli 2019
Früher wichtige Quellen der Information – bald eine Rarität im Stadtbild? Die Tage vieler Litfaßsäulen in Berlin sind gezählt. „Vater“ der Säulen ist Ernst Litfaß. Der gebürtige Berliner leitete ab 1846 das Verlagshaus seines verstorbenen Stiefvaters. Das wilde Plakatieren im Berlin des 19. Jahrhunderts störte Litfaß und so entwickelte er die Anschlagssäulen, die schon bald als Litfaßsäulen bekannt wurden. Der Geschäftsmann sicherte sich zudem schnell das Recht, als Einziger in Berlin zu plakatieren. Die Verbreitung von 192 Kriegsdepeschen, die er unentgeltlich plakatieren ließ, sorgten dafür, dass Litfaß mit dem roten Johanniterkreuz ausgezeichnet wurde.
Die Litfaßsäule verbreitete sich schnell über Deutschland und angrenzende Länder, obwohl Berlin nach wie vor ihre Hauptstadt ist. Allerdings werden zur Zeit viele von ihnen abgebaut. Da die Verträge mit der Firma Wall ausgelaufen sind, baut das Unternehmen vertragsgemäß alle alten Säulen ab – ausgenommen davon sind historische Säulen wie die beiden am Mexikoplatz. Wall-Nachfolger Ilg-Aussenwerbung, der die Ausschreibungen gewonnen hat, baut neue Litfaßsäulen. Bisher sind aber weit weniger Standorte beantragt als vorher.
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