Erschienen in Gazette Zehlendorf Juli 2019
Ein Relikt längst vergangener Zeiten dient zur Erholung für den modernen Berlin-Bewohner: Zwischen Onkel-Tom-Straße und Waltraudstraße kann man an einer alten, eiszeitlichen Rinne spazieren gehen. In der Vergangenheit umgaben keine Häuser, sondern weitläufiger Wald die Rinne mit dem Namen Fischtal. Mit Fischen hat die Namensbezeichnung allerdings herzlich wenig zu tun: In der geschützten Lage ließen die Bauern der Umgebung das Vieh weiden. So ist anzunehmen, dass der heutige Name aus der Bezeichnung „Viechtal“ herrührt. In Kriegszeiten war die Rinne ein ideales Versteck für die Tiere, wenn plündernde Heere durch die Gegend zogen und alles mitnahmen, was sie tragen konnten. Der kleine Pfuhl diente als Tränke für das Vieh.
Dank der Bodenbeschaffenheit ist das Areal heute noch erhalten. Der Untergrund des Fischtals eignet sich nicht für die Wohnbebauung, so blieb es im Bauboom der Gründerzeit unangetastet. Schon früh war es als Erholungsort vorgesehen. Der Zehlendorfer Gartendirektor Emil Schubert (1868 – 1925) plante hier eine Parkanlage. Hier sollte die märkische Landschaft mit ihren eiszeitlichen Eigenheiten erlebbar bleiben und einen Kontrapunkt zu der immer dichter werdenden Bebauung setzen. Bei der Planung der Bepflanzung orientierte Schubert sich am nahen Grunewald. Der bereits vorhandene Baumbestand – vor allem die märkische Kiefer und Birken – war Teil der Pläne. Durch eine geschickte Bepflanzung sollten die verschiedenen Bäume, darunter auch Roteichen und Douglasien – mit dunklen und hellen Blättern, verschiedenen Rindenstrukturen und dem Wechsel zwischen Nadel- und Laubbäumen ein malerisches Bild ergeben. Die umliegenden Häuser verschwinden hinter den hochaufragenden Bäumen, so dass Erholungssuchende das Gefühl bekommen, ganz weit weg von der Stadt zu sein. Auch der Pfuhl ist bis heute erhalten. Er wurde während der Anlage des Parks sogar vergrößert und ist von Schilf und Ufergehölzen umgeben.
Geschwungene Wege, die das Relief der Landschaft betonen, sollten zu Spaziergängen einladen. Die Riemeisterstraße durchquert das Gelände. Die Pläne des „Parkmeisters“ Emil Schubert wurden vom Ersten Weltkrieg durchkreuzt. Erst 1919 wurde mit den Arbeiten begonnen. Gartenamtsleiter Max Dietrich verwirklichte das Vorhaben im Jahr 1925. Heute dient der Fischtalpark zur Erholung für die Bewohner der umliegenden Wohnsiedlungen. Immer wieder bieten sich weite Blicke über das ganze Tal und Ruhebänke laden zu Pausen ein. Falls es im Winter schneien sollte, ist dieses Überbleibsel der Eiszeit mit seinen Hängen als Rodelbahn beliebt. Kinder können sich auf zwei Spielplätzen austoben und eine Schutzhütte bietet Schutz vor schlechtem Wetter. Allerdings gab es auch schon Beschwerden von Anwohnern, da Jugendliche dort nachts laute Partys feierten. Sehr gut besucht waren auch die Feste im Fischtalpark, die mittlerweile Geschichte sind. Das letzte wurde im Jahr 2012 gefeiert.
© Gazette Verbrauchermagazin GmbH 2022