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Kino, Gewerbe und mehr in Schmargendorf

Neue Pläne für das Gelände der ehemaligen Reemtsma-Fabrik

Auf dem Gelände der ehemaligen Zigarettenfabrik in Schmargendorf sollen tausende neue Arbeitsplätze entstehen.Foto: Die Wohnkompanie Berlin
Auf dem Gelände der ehemaligen Zigarettenfabrik in Schmargendorf sollen tausende neue Arbeitsplätze entstehen.Foto: Die Wohnkompanie Berlin
Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal Februar/März 2019
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Von der Zigarettenfabrik zum vielseitigen Zentrum: Nach vier Jahren Planung und Entwicklung wurden am 19. Dezember 2018 im Stadtplanungsausschuss von Charlottenburg-Wilmersdorf die Pläne für das neue Gewerbequartier „Go West“ vorgestellt. Die aktuellen Planungen sehen rund 185.000 qm Gewerbeflächen vor, die auf dem ca. 74.000 qm großen Grundstück zwischen der Mecklenburgischen Straße im Süden und der Forckenbeckstraße im Norden entwickelt werden und Raum für 10.000 Arbeitsplätze bieten werden. Fast ein Jahr dauern die Abrissarbeiten, die im Januar 2019 starteten. Für die Gesamtentwicklung hat der Geschäftsführer und Gesellschafter Stephan Allner etwa sechs Jahre vorgesehen: „Wir rechnen mit der Fertigstellung Anfang 2025 und Gesamtinvestitionskosten von knapp einer Milliarde Euro.“

Öffnung des Areals

Die Reemtsma-Tabakfabrik wurde 2012 aufgrund der Verlagerung der Produktion nach Polen und Niedersachsen geschlossen. 2014 erwarb DIE ­WOHNKOMPANIE Berlin die leerstehenden Industriegebäude. Seit dem Kauf hat der neue Eigentümer das Areal für die Zwischennutzung durch Street-Art-Künstler geöffnet, die im Rahmen des Berlin Mural Festivals zahlreiche Außenwände verschönern durften. Auch Märkte und weitere Kunstausstellungen fanden auf dem Gelände statt, das zudem von Boots- und Oldtimer-Restauratoren genutzt wurde. Außerdem sind bereits Mieter wie der Caterer „Das exklusive Buffet“ und die Filmschauspielschule Berlin, deren Studenten das Areal bevölkern, in die stillgelegte Tabakfabrik eingezogen. Die jetzigen Pläne sehen vor, das einstmals abgeschottete Areal zu öffnen und durch einen zentralen Stadtplatz mit Theater, Kino, mehreren Restaurants, Cafés und kleinen Läden für den alltäglichen Bedarf zu beleben. An diesem zentralen Platz in Größe des Charlottenburger Walter-Benjamin-Platzes soll auch die bereits auf dem Areal angesiedelte Filmschauspielschule ein dauerhaftes Zuhause finden. Ein Hotel der Zwei-Sterne-Kategorie wird direkt an der Mecklenburgischen Straße Gäste empfangen, ein zweiter Beherbergungsbetrieb im Vier-Sterne-Segment mit Tagungsmöglichkeiten ist am zentralen Stadtplatz geplant. Bestehen bleibt das Bürohaus sowie die umgebende Produktionshalle im westlichen Grundstücksteil. „Wir richten in der Halle einen Handwerkerhof ein“, erläutert Allner und ergänzt: „Hier sollen sich klassische Handwerksbetriebe und Manufakturen, vom Fab-Lab (3-D-Druck), Möbeltischler, Elektriker, Schlosser, Oldtimer-Restauratoren ansiedeln.“ Ebenfalls erhalten bleibt das 26 Meter hohe Hochregallager, das nach Plänen der Architekten Axthelm Rolvien zu einem 12.000 qm großen, modern gestalteten Start-up-Inkubator mit großem Atrium und gläsernen Balkonen umgestaltet werden soll. Ein bis zwei Kitas sorgen für kurze Wege für die Eltern. Zudem entstehen mit „Go West“ diverse Büro- und Gewerbegebäude und ein Rechenzentrum. Die Architektur richtet sich nach den Nutzungen und folgt dem Stil klassischer Gewerbehöfe der Stadt.

Nutzung regenerativer Energien

Erschlossen wird das gesamte Quartier, das künftig rund 10.000 Arbeitsplätze beherbergen soll, von der Mecklenburgischen- und der Forckenbeckstraße. Das Areal wird oberirdisch autofrei sein, die neu angelegte Straße quer über das Grundstück bleibt Radfahrern, Fußgängern und Taxis vorbehalten. Sämtlicher ruhender Verkehr (Pkw, Fahrräder, Klein-Lkw) wird genauso unterirdisch geparkt, wo auch das E-Mobility-Center entsteht. Zudem plant Allner einen Shuttle zum nahegelegenen U- und S-Bahnhof Heidelberger Platz, der elektrisch unterwegs sein könnte. Alle Häuser können unterirdisch über die Tiefgarage angefahren werden. Geheizt und gekühlt mit einem eigenen regenerativen Energieversorgungssystem, zudem soll die anfallende Abwärme des Rechenzentrums zum Heizen genutzt werden. Die Fassaden der Gebäude werden mit wenigen Ausnahmen in Ziegeln gebaut. Außen klassisch-zeitlos und innen hochmodern: So wird es auf dem Areal mehrere Null-Energie-Bürohäuser geben, also Gebäude, die keinerlei Primärenergie mehr verbrauchen. Zudem ist ein Bürohaus ganz in Holzbauweise geplant, einige der Fensterfronten sollen mit Fotovoltaik ausgestattet werden und Strom produzieren können. Auf den Hausdächern wird Platz für Urban Gardening angeboten, außerdem dient die 60-Zentimeter-Erdsubstratschicht auf den Dächern dazu, Regenwasser zu speichern und ökologisch versickern zu lassen. Zwei riesige Zisternen speichern das Regenwasser und geben es in Trockenperioden wieder ab. Für die Zukunft hat Allner noch weitere Pläne für das Areal: so ist zum Beispiel ein Wochenmarkt auf dem zentralen Quartiersplatz angedacht, der sowohl die Mieter als auch die rund 2.500 neuen Nachbarn im nahegelegenen Maximilians Quartier mit frischen Lebensmitteln versorgt.

Start der Abrissarbeiten ist im Januar 2019, ab Mitte 2019 soll dann bereits mit dem Neubau begonnen werden. Als erstes wird das Hochregallager zu einem Start-up-Inkubator umgebaut, der nach den aktuellen Planungen bereits 2021 eröffnen könnte.

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