Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal August/September 2019
Am 20. Mai 1964 konnte gefeiert werden: In Dahlem wurde der Grundstein für die Berlin American High School gelegt. Sie wurde von den Kindern der US-amerikanischen Mitarbeiter der Alliierten besucht. Nach der Wiedervereinigung und dem Abzug der Alliierten ging die Schule an die Stadt Berlin über. Diese nutzte das Gebäude als Gesamtschule – übrigens die erste in Zehlendorf. Die ersten siebenten Klassen begannen mit Beginn des Schuljahrs 1994/1995 mit dem Unterricht. Späteres Motto auf dem Abi-T-Shirt: „Die Ersten werden die Besten sein“. In den ersten Jahren hatte die Schule keinen richtigen Namen. Sie wurde schlicht als 2. Gesamtschule Zehlendorf oder Gesamtschule Am Hegewinkel bezeichnet, nach der Straße, die an die Schule grenzte.
Im Jahr 2000 bekam die Schule einen richtigen Namen. Die Vorgaben für die Namensfindung waren: Es musste eine Frau sein, US-Amerikanerin und Sportlerin. Schließlich entschied sich das damalige Kollegium für die afroamerikanische Läuferin Wilma Rudolph. Die 1940 geborene Frau wuchs in einer großen Familie mit sieben Geschwistern und elf Halbgeschwistern auf. Als Kind machte sie zahlreiche Erkrankungen durch: die kleine Wilma bekam Scharlach und eine beidseitige Lungenentzündung. Das Schlimmste war jedoch die Erkrankung an Kinderlähmung. Dabei wurde besonders ihr linkes Bein geschädigt. Geschwister und Eltern massierten das Bein täglich, damit es nicht endgültig steif blieb. Nach vielen Behandlungen konnte die willensstarke Wilma wieder Sport treiben. Eigentlich wollte sie mit ihren Brüdern Basketball spielen. Während ihrer Krankheiten hatte sie gelernt, nie aufzugeben und wurde schnell zu einer erfolgreichen Spielerin. Aber zwischendurch lief sie immer, aus Freude und um fit zu bleiben. Dabei wurde ihr Talent für die Leichtathletik erkannt und gefördert. Sie qualifizierte sich für die Olympischen Spiele in Melbourne im Jahr 1956 und gewann mit der 4 x 100-Meter-Staffel Bronze. Dank ihrer sportlichen Erfolge erhielt sie den Beinamen „schwarze Gazelle“. Wilma Rudolph gehörte schon bald zu den schnellsten Sprinterinnen der Welt und stellte Weltrekorde auf. 1958 bekam sie ein Kind, meldete sich aber schnell wieder im Sport zurück. 1960 nahm sie an den Olympischen Spielen in Rom teil und triumphierte. Sie entschied alle Kurzstreckendisziplinen für sich, in der 4 x 100-Meter-Staffel gewannen die USA Bronze, mit Wilma Rudolph als Schlussläuferin. 1963 beendete sie ihre läuferische Karriere, bei der sie in den vergangenen drei Jahren niemand überholen konnte. Sie heiratete, bekam drei weitere Kinder und arbeitete als Grundschullehrerin sowie Trainerin für Basketball und Leichtathletik. Im Jahr 1981 gründete die erfolgreiche Sportlerin die Wilma-Rudolph-Foundation. Eine Stiftung, die farbige Nachwuchsathleten förderte. Im Jahr 1994 starb Wilma Rudolph im Alter von nur 54 Jahren an einem Hirntumor.
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