Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau November 2019
Entdeckungsreise in einer früheren „Millionenbauer“-Villa: Im Jugend Museum an der Hauptstraße lernen Kinder und Jugendliche neue Welten kennen. Sie schlüpfen in neue Rollen, setzen sich mit anderen Kulturen sowie Lebensweisen auseinander und wagen einen Blick in die Vergangenheit.
Im Rahmen des Projekts All included wurde unter anderem die vielbeachtete Ausstellung „Welcome to diversCITY“ gezeigt, die vor kurzem mit einer großen Finissage schloss. Kinder und Jugendliche beschäftigten sich im Rahmen von All included mit der Vielfalt in der Stadt, die die unterschiedlichen sexuellen Orientierungen und Lebensweisen zum Thema hatte. In Workshops beschäftigten sich die Teilnehmenden mit Sichtweisen zu Identität und Gender. Zu dem Projekt gehörte auch die Fotoausstellung „Non Binary“.
Gut besucht – auch von Schulklassen, für die besondere Workshops angeboten werden – sind die interaktiven Dauerausstellungen. In der Villa Global lernen die Schüler die Geschichten von unterschiedlichen Menschen kennen, die in Berlin leben. Manche wohnen erst seit kurzer Zeit in der Stadt, andere sind in Berlin geboren. In der Villa Global sind alle Altersklassen vertreten – die Welt des Kleinkinds wird genauso entdeckt wie die der Oma. Die Bewohner haben sich ihre Zimmer selbst eingerichtet. Mehr über sie kann man in Videointerviews erfahren. Viele Berufe, Lebenswege, Träume – die Villa Global bietet ein Blick in die Wohnzimmer der unterschiedlichsten Berliner. Zu der Ausstellung werden Projekttage und Workshops für Schulen ab der fünften Klasse angeboten.
Die Villa Global entstand durch das Projekt „Heimat Berlin – Migrationsgeschichte für Kinder“ das von 2011 bis 2013 im Jugend Museum durchgeführt wurde. Erforscht wurden Migrationsgeschichten der jüngeren Vergangenheit, zu denen Kinder und Jugendliche ihre Familienmitglieder interviewten. Eine historische Fallgeschichte erzählt jedoch auch von der Migrationen in Preußen – als die Menschen aus Böhmen nach Schöneberg kamen, wo sie anfangs vielen Anfeindungen ausgesetzt waren. Die Geschichte der Böhmen und wie sie schließlich doch zu einem Miteinander mit den alteingesessenen Schönebergern kamen, wurde spielerisch von den Teilnehmern nachvollzogen.
Alles, was gerade im Weg ist, aber von dem man sich nicht trennen möchte wird in Kisten gepackt – wer kennt das nicht. Haben sie dann einige Jahre verschlossen herumgestanden, macht es richtig Spaß, die Inhalte wiederzuentdecken. Ähnlich ist es mit den 27 riesigen Transportkisten, die im Keller des Jugend Museums stehen. Ihr Inhalt wartet darauf, von wissbegierigen jungen Menschen entdeckt zu werden. Eintauchen in die Vergangenheit – zum Beispiel mit der Kiste, die Gegenstände enthält, die zur deutschen Kolonialzeit in einer Schule standen. Auch die Frage, wie die Berliner im 19. Jahrhundert gelebt haben, wird mit dem Inhalt einer Kiste beantwortet. Weitere Kisten laden ein, den Spuren von Schöneberger Räubern zu folgen oder sich mit dem Thema Tod auseinanderzusetzen. Manche Gegenstände sind nicht einfach erklärbar. Sie führen auf eine weitere Spur, die zu kleinen gelben Kisten im Keller führen, in denen die Entdeckungen fortgeführt werden.
Jugend Museum
Hauptstraße 40/42
10827 BerlinTermine und aktuelle Ausstellungen unter www.museen-tempelhof-schoeneberg.de
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