Hybrid-Luzerne erobert Berlin
Invasive Art gefährdet Pflanzenvielfalt
Erschienen in Gazette Charlottenburg Juli 2024
In Berlin breitet sich die Hybrid-Luzerne (Medicago x varia) rasant aus und gefährdet die einheimische Pflanzenvielfalt. Die mehrjährige Pflanze mit violetten oder violett-gelben Blüten ist sehr konkurrenzstark und kann trockene und nährstoffarme Standorte besiedeln. Durch ihre Symbiose mit Knöllchenbakterien, die sie mit Stickstoff versorgen, verdrängt sie einheimische, konkurrenzschwache Arten wie Frühlingsfingerkraut, Grasnelke, Schillergras oder Sandstrohblume. Auch Magerrasen und Ruderalfluren sind bedroht.
Auch in Seedbombs enthalten
Thomas Borsch, Direktor des Botanischen Gartens Berlin, warnt vor den Folgen der Hybrid-Luzerne und fordert zum Handeln auf. Die Pflanze ist nach wie vor in vielen Saatgutmischungen – auch in sogenannten Seedbombs – enthalten und wird so weiter aktiv ausgebreitet. Borsch appelliert an alle Saatguthersteller, die Samen der Hybrid-Luzerne aus sämtlichen Saatgutmischungen zu verbannen. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten beim Kauf von Saatgut genau hinschauen und auf den Inhalt achten.
Tipp: Mähen in Vollblüte
Gärtnerinnen und Gärtner im öffentlichen Raum sollten die Hybrid-Luzerne in Vollblüte zu mähen, um die Samenbildung zu unterbinden. Mehrmaliges Mähen während der Vegetationsperiode schwächt die Pflanzen zusätzlich. Unklar ist, warum sich die Hybrid-Luzerne in den vergangenen Jahren so massiv ausgebreitet hat. Es handelt sich um keine einheimische und auch keine natürlich vorkommende Art. Möglicherweise sind Sorten, die mit dem Ziel der Trockenresistenz oder besserer Mahdverträglichkeit und Vitalität gezüchtet wurden, invasiv geworden. Borsch warnt daher eindringlich davor, Pflanzenarten, die nicht bei uns heimisch sind, für Begrünungen oder Blühstreifen zu nutzen. Das Ausbringen von neophytischen Pflanzenarten ist nicht erlaubt und kann massive Probleme verursachen.