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Mit dem Pinsel den Moment einfangen

Mit Liane Käs Kunst sehen, spüren und erleben

Künstlerin, Dozentin und Autorin in ihrem Berliner Atelier. Foto: Jacqueline Lorenz
Künstlerin, Dozentin und Autorin in ihrem Berliner Atelier. Foto: Jacqueline Lorenz
Erschienen in Lankwitz & Lichterfelde Ost Journal August/September 2024
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Künstler, Dozenten und Autoren gibt es etliche. Doch nur wenige vermögen ihre Leidenschaft für die Kunst so fühlbar anderen zu vermitteln wie Liane Käs: In ihrem Atelier in Berlin-Lichterfelde genauso intensiv wie in ihren Bildern und auf den regelmäßig stattfindenden Malreisen und Exkursionen, die sie alleine oder mit Malschülern hinaus in die Welt führen. Nach Leipzig (23.-25. September 2024), Venedig (13.-19. Oktober 2024) oder Sylt: An diesem nördlichsten Punkt Deutschlands haben ihre Kursteilnehmenden in diesem Juli wieder einmal an der zwischen Kampen und List idyllisch im Klappholttal gelegenen „Akademie am Meer“ unter Liane´s individueller Betreuung ihre eigene malerische Handschrift im Bereich Aquarell entdecken und weiterentwickeln können.- Beflügelt von der freischaffenden Künstlerin und Malerin und angeregt von der frischen sommerlichen Seeluft inmitten dieser einzigartigen Dünenlandschaft in direkter Nachbarschaft zum Meer, das jeden Tag, jede Minute Geist und Körper neue Stimmungen und Empfindungen zu suggerieren weiß – Anfängern wie Fortgeschrittenen.

Von der Kunstfreundin zur Kunstschaffenden

Liane Käs wuchs in Tegel zwischen viel Grün auf. Das Talent zum Malen wurde ihr wohl von der väterlichen Linie in die Wiege gelegt: Begründete schon der Urgroßvater die Kirchenmalerei in Spandau, griff auch Großvater Karl Hoppe erfolgreich zum Pinsel. In seine Ölbilder vertiefte Liane sich schon früh. Eines seiner Landschaftsbilder begleitet sie seitdem durchs Leben.

Und auch das Wasser gehört von frühester Kindheit dazu: „Mit meiner Familie war ich regelmäßig in, am oder unter Wasser und viel am Strand. Wir sind oft ans Mittelmeer gereist“, erinnert sich Liane, die dabei schon immer alles gerne tat, was mit Schreiben, Musik und Malen zu tun hatte. Zur Ölmalerei sollte sie erst später finden. War es doch zuerst eine „sichere“ Banklehre, die ihr Berufsleben bestimmte, aber „heute durchaus gut für mein künstlerisches Dasein und für´s Geschäft ist“, lacht sie, die nur zu gut weiß, dass neben Talent eben auch ein gutes Stück wirtschaftliches Verständnis und Denken einen erfolgreichen Künstler ausmacht. Die Weichen zu ihrem heute so sicheren künstlerischen Standstein stellte dann eigentlich ihr Sohn: Seine Schwester, die Ballettunterricht bekam, malte er während des Trainings. Eine zufällig ebenfalls anwesende Kunstprofessorin für Ölmalerei entdeckte in den Bildern sein Talent und bot an, ihn zu unterrichten. Von nun an waren Ölfarbe und Pinsel allgegenwärtig.

Liane fand indessen als einzige Deutsche zu einer seinerzeit der mexikanischen Botschaft angegliederten Kunstakademie und zwischen südamerikanischen und mexikanischen Frauen die Geheimnisse der Ölmalerei. Ihre Leidenschaft dafür flammte nun heller denn je auf. In der renommierten Kunstakademie Bad Reichenhall erweiterte sie in intensiver Ausbildung ihre Ölmalerei-Technik, lernte aber auch weitere Maltechniken. Heute findet man neben mutig kraftvollen oder dünnlasierten Ölbildern viele ihrer beeindruckenden Arbeiten auf zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen, in phantasievollem Acryl, in intensivem und experimentellen Aquarell ebenso wie als Mixed Media von Liquid bis Pastos.

Von der Malerin zur Dozentin

Doch wie fand Liane Käs von der Malerei zu ihrer Lehrtätigkeit? – Eher zufällig: Als 2007 ein Regal mit Malutensilien und ihrem Lieblingspinsel im damaligen 1-Zimmer-Atelier zusammenkrachte, suchte sie bei „Werken, Spielen, Schenken“ in der Schloßstraße nach passendem Ersatz und kam mit dem damaligen Geschäftsführer ins Gespräch, bis der fragte: „Wollen Sie bei uns nicht Kurse geben? Schreiben Sie doch mal ein Konzept.“ Gesagt, getan: Ab 2008 stand das achtwöchige Kursprogramm mit Aquarell- und Acrylkreis, im ersten Stock über dem Fachgeschäft an der Bistro-Theke. Parallel zu den Kursen baute Liane ihr Atelier auf. Der Standort wechselte über die Jahre vom 1-Zimmer-Atelier in größere Räumlichkeiten in Lankwitz, schließlich nach Lichterfelde, wo sie nunmehr seit fünf Jahren in der Potsdamer Straße 1a arbeitet und Malkurse anbietet. After-Work-Öl/Acryl-Kurse sind im Wochenprogramm beliebt, etliche „Stammmalende“ kennt sie von ihren ersten Kursen an der Schloßstraße. Als Dozentin für angewandte Mal-Techniken und Organisatorin von Malreisen mit namhaften Künstlern und Workshops in In- und Ausland gibt sie ebenso fachkundig wie ideenreich ihr Wissen zu den verschiedenen Techniken weiter. Außerdem ist sie im Organisationsteam der jährlich stattfindenden „Offenen Ateliers in Berlin Steglitz-Zehlendorf“.

Sie unterrichtet übrigens auch junge Menschen ab 12 Jahren. Die Farbsicherheit zeigt sich so auch schon bei ihren Enkelkindern: Da bestimmte ihre älteste Enkelin bereits im Alter von drei Jahren im Schuhladen farberfahren: „Ich möchte die helltürkis Schuhe.“

Das Kunstverständnis von Liane Käs setzt sich aus der intensiven, nicht nur farblichen Wahrnehmung ihrer Umwelt kombiniert mit fundiertem Können als Malerin zusammen. Dabei ist es ihr wichtig, die Kunst zu erhalten die immer stärker im digitalen Bereich Fuß fasst. „Ich will zeigen, wie Kunst geht, ihre Techniken und die Grundkenntnisse dazu vermitteln“, erklärt sie ihre Aufgabe als Dozentin. Als freischaffende Künstlerin malt sie überwiegend menschenleere, häufig auch „verschwindende“ Landschaften – mit ökologischem Aspekt zum Erhalt der gefährdeten und allgegenwärtig angegriffenen Natur, aber auch mit klarem Blick für ihre Schönheit. – Wobei das Drama, das der verletzlichen Natur droht, in vielen ihrer Bilder verdeutlicht ist: Mal durch drohend aufziehende schwarze Wolken, mal durch alles verschluckenden Wellen. „Denn das Leben ist ja nicht nur schön“, erklärt Liane, deren lyrisches Talent in etlichen Bildbeschreibungen deutlich wird.

Von der Stadt ans Meer

– Passend dazu sind ihre Malkurse im Klappholttal auf Sylt; einer Insel, die nicht nur durch klimabedingt stärker werdende Stürme und unüberlegt handelnde Touristen massiv gefährdet ist, dabei aber in ihrer Vielfalt und in ihrem Farb-, Pflanzen- und Tierreichtum an Schönheit kaum zu überbieten ist. Daran werden die Malenden in diesem Jahr durch die am Hausstrand der Akademie stattfindenden notwendige Sandvorspülungen unter Baggereinsatz deutlich erinnert.

Seit 2010 bietet Liane jedes Jahr externe Mal- und Studienreisen nach Sylt an, die sie selber organisiert. Dabei wohnen und arbeiten Kursteilnehmer und Dozentin in den Ateliers und auf dem Gelände der Akademie am Meer. Dort und auf der ganzen Insel malen sie Aquarell Plein Air – soweit Wind und Wetter das zulassen. Beendet werden die Werke dann im Atelier, mitunter auch in  Acryl und Öl. Seit 2017 ist Liane Käs zusätzlich Dozentin der Akademie geworden und wird mehrmals im Jahr eingeladen, dort verschiedene Malwerkstätten oder Malkurse zu leiten.

So leitet sie beispielsweise die Aquarellwerkstatt während des Biike-Seminars im Februar eines jeden Jahres und wirkt nun schon zum dritten Mal im künstlerischen Teil der Sommerakademie im Juli mit. 2019 fand in der großen Galerie im Ahlbornsaal der Akademie eine erfolgreiche Jahres-Einzelausstellung ihrer Werke statt, die noch der ehemalige Geschäftsführer, Hartmut Schiller, eröffnete. Pandemiebedingt verlängerte der neue Geschäftsführer, Lukas Fendel, die Ausstellungszeit. 2020 dann trat Liane dem Sylter Kunstfreunde Verein bei und stellt seitdem regelmäßig in der gemeinschaftlichen Jahresausstellung in der Galerie „Alte Post“ in Westerland mit aus. Gäste und Einheimische kennen inzwischen ihre Bilder aus der Serie „Meeresgetier“ und „Flüchtige Landschaften“.

Krebse und Quallen, Fische und Oktopus sind beliebte Ansichten. Ebenso Wolken- und Himmellandschaften sowie Wellen- und Meeresbilder. Die Liebe zu Sand, Wasser, Meer und ihren Lebewesen findet sich in allen Bildern von Liane Käs, die stundenlang mit dem Skizzenbuch in der Hand im Sand sitzen kann: Muscheln, Hummer, Buhnen und Meer mit schier endlosem Himmel werden da zu Kunstobjekten, die den Betrachter – nicht zuletzt über raffiniertes Farb- und Lichtspiel – ins Bild ziehen und ihn zu einem Teil von ihm werden lassen. So verleitet auch Liane´s diesjähriger Meer-und-Himmel-Kalender neben dem Schreibtisch unweigerlich dazu, in die Weite von Salzwiesen und in anschwellende Wogen einzutauchen und dabei den Arbeitsstress kurz zu vergessen. Wobei man das Salz auf den Lippen schmeckt, Wind in den Haaren spürt und den Duft der See in der Nase hat: Erinnerungen ans Meer für alle Sinne.

Weitere Informationen zu Malreisen, Kursen sowie zur Künstlerin und ihrem Werk unter www.lianekaes.de und www.lianekaesblog.com

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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