Pia Engelbrecht-Affeld und ihr Zehlendorfer Atelier
Individueller Raum für kleine und große Künstler
Erschienen in Zehlendorf Mitte Journal Oktober/November 2024
Kaum zu übersehen ist das Atelier von Pia Engelbrecht-Affeld in Zehlendorf-Mitte: Vor der Tür begrüßt ein überdimensionaler Beton-Hund die Besucher. Ein Werk der Künstlerin Gerda Erwig, „zugelaufen“ auf Sylt im Jahr 2010 und seit dem Beginn ihrer beruflichen Selbstständigkeit im selben Jahr treuer Wegbegleiter von Pia.
Seit fast genau einem Jahr arbeitet und wohnt die ideenreiche Künstlerin nun hier in der ruhigen Königstraße 47a, unweit von Zehlendorfs brodelnder Mitte. In dem freundlichen und verkehrsgünstig gelegenen Atelier mit eigenem Eingang gibt sie an großem Tisch Malunterricht und Workshops für Kinder und Jugendliche, aber auch Abendkurse für erwachsene Berufstätige. Neu im Programm sind ihre Team-Events in kleinem Rahmen, die als Ausgleich zum Alltag gerne von Praxis- oder Büroteams in kleiner Gruppe gebucht werden, wobei dann auch mal das Gläschen Sekt dazugehören darf. Für den Nachwuchs sind Kindergeburtstage, kreative Nachmittage (ab 7 Jahren) und Ferienkurse im bunten Atelierraum DER Renner. Um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können und die derzeit bestehende Wartezeiten abzubauen, arbeitet Pia gerade am Ausbau ihrer Vormittagskurse. Daneben vermietet die zuvor in Lichterfelde kreative Künstlerin, die etliche „Stammschüler“ nach Zehlendorf mitgebracht hat, auch Kunstwerke an Unternehmen wie Cafés, Büros, Praxen und Fitness-Studios. Ihre ausgestellten Werke findet man weit über den Bezirk hinaus, aber auch gleich nebenan vom Atelier in der Alten Backstube und im Brillenatelier an der Clayallee sowie in Banken. So ist Pia Engelbrecht-Affeld breit aufgestellt mit ihrem künstlerischen Angebot, zu dem sich immer neue spannende Ideen gesellen.
Mit Upcycling und Farbspiel zum Kunstwerk
Ihr Atelier in Zehlendorf hat eine ganz besondere Note und wirkt dank seiner überschaubaren Größe alles andere als unpersönlich. „Individuelle und persönliche Betreuung meiner Schülerinnen und Schüler jeden Alters ist mir sehr wichtig“, betont die erfahrene Künstlerin und Dozentin, die deshalb darauf achtet, dass die Unterrichtsgruppen nicht zu groß werden, und die auch Einzelunterricht gibt. Selbst stellt sie ihre Werke zweimal jährlich in Ausstellungen der Öffentlichkeit an spannenden Orten wie dem Goerzwerk vor, auch wenn ihr Traum einer Einzelausstellung in renommierter Galerie noch auf Realisierung wartet. An den Atelier-Wänden eigene Arbeiten, in den Regalen bunte Malutensilien und Malereien ihrer Schüler. Die reiche Auswahl an hochwertigen Farben und Leinwänden – auf Qualität achtet die Dozentin nicht nur bei ihnen – macht Laune, sofort den Pinsel zu zücken. Doch der hat ernst zu nehmende Konkurrenten: Da sind Korken, leere Espresso-Kapseln, Pappboxen. – Dinge die sonst im Müll landen würden, machen hier im Mix mit Acrylfarben oder Gips Kunst oder werden zum ganz eigenen Farbauftrag genutzt: So Spachtel oder Spülschwamm, der sich in Pias Werkstatt anstatt mit Spülmittel nun mit Farbe vollsaugt. Und mit der alten Scheckkarte und Acrylfarben lässt sich eine abstrakte Skyline aufs Papier zaubern oder erwacht Berlin bei Nacht. Duschabzieher, Tortenheber sind Gegenstände, mit denen als Malinstrument – gerade für den abstrakten Bereich – Pia ihre großen und kleinen Kursteilnehmer vom herkömmlichen Pinsel weglockt. Mit erstaunlichen Ergebnissen. Auch deshalb sind Malschüler schon seit 10 Jahren bei ihr dabei, ohne dass es ihnen eintönig wird.
Die kreativen Nachmittage für Kinder, Geburtstage mit Freunden und Ferienkurse sind themenbezogen, wobei die jungen Nachwuchskünstler durchaus Mitspracherecht bei der Themenwahl haben. In verschiedenen Workshops wird mit Speckstein und Schleifpapier gearbeitet, werden aus weichen Ytong-Steinen Skulpturen gestaltet oder in tollen Acrylfarben Bodybären auf Leinwand gebannt. „Besonders „in“ bei Elfjährigen sind derzeit – nicht zuletzt über die sozialen Netzwerke verbreitet – Bilder und Landschaften mit minimalistisch wenig Farbe“, erzählt Pia, die auch für diesen Trend das Richtige im Workshop-Angebot hat.
Wichtig bei den Kinder- und Jugendkursen ist, dass das Selbstgestaltete dann auch mit nach Hause genommen werden darf. – Dazu werden dann im Atelier coole Stoffbeutel mit lustigen Sprüchen und bunten Stoff-Sprayfarben hergestellt. Und für die nahende dunkle Jahreszeit können junge Künstler ab 10 Jahren mit Geduld und Fantasie ihre ganz persönliche Lichterkette kreieren.
Auch in Schulen bietet Pia ihre Kunstprojekte und Workshops an, ist regelmäßig damit u. a. in der Montessori-Schule unterwegs und bringt viel Erfahrung im Umgang mit Kindern u. a. von ihrem langjährigen Engagement und ihren Kunstkursen an der Förderschule Neukölln mit.
Gestalten und Stimmungen einfangen
Schon in frühester Kindheit hatten es Pia, die im Bezirk Tiergarten aufwuchs, Farben, Bilder und alles rund um die Kunst angetan. Die spielte in ihrem Elternhaus immer eine Rolle: Der Vater war Tischler, Opa baute Antiquitäten nach. Kleine Kunstwerke aus Tusche und Wachsmalkreiden entstanden bereits unter ihren kleinen Kinderhänden. Kein Wunder also, dass Pias Leistungsfach zum Abitur dann auch Kunst war. Das Talent hat sie auch an ihre Kinder vererbt: An die Tochter ebenso – derzeit durch Australien unterwegs – wie an den Sohn, der diese Begabung beruflich im Grafik- und Business-Design-Bereich nutzt. Er unterstützt die Mutter auch bei der Herstellung ihrer Kunst-Karten, die aus ihren Mal-Motiven entstehen und gut nachgefragt sind.
Nach dem Abitur hatte Pia zuerst zum „sicheren“ Bankfach gefunden, wurde Filialleiterin und später Dozentin für Weiterbildung. Seit 2000 ist sie als freischaffende Künstlerin tätig, bildete sich über Kunstforen und Workshops intensiv weiter. Sicher ist sie auch in Farb- und Stilberatung für Inneneinrichtung und Künstlerische Büroausstattung. Farben mit ihrem großen Ausdruckspotential für Gefühle haben es ihr bis heute angetan, auch wenn sie gerne mit verschiedensten Naturmaterialien wie Rinde und Muscheln experimentiert und für die Kunst auch gerne mal zu Abtönfarbe und Fliesenkleber greift. In ihren Bildern finden sich die unterschiedlichsten Stimmungen, die dem Betrachter jedoch Raum lassen, sich selbst darin wiederzuentdecken.
Was macht Pia bei ihren Kunstkursen besonders glücklich? Ihre Antwort: „Wenn eine kleine Kursteilnehmerin zu mir sagt: „Pia, ich werde auch mal Künstlerin und werde hier bleiben, solange Du das machst. Was will ich mehr?“
Auch in diesen Herbstferien findet wieder ein zweitägiger Kurs statt. Aktuelle Informationen zu Ferienkursen, Angebot und Ausstellungen unter www.piaaffeld.de
Jacqueline Lorenz