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Zehlendorf

BALI Kino in neue Ära gestartet

Altbewährtes mit neuen Impulsen gewürzt

07.10.2024: Dass Andreas Neun sein Nachbarkino, das BALI in Zehlendorfs Mitte, wahrlich liebt, hat sich inzwischen längst herumgesprochen: Und so begrüßte er zur Eröffnungs-Party am 5. Oktober die zahlreichen Besucher als neuer Betreiber mit sichtlichem Stolz. Ihm ist es schließlich zu verdanken, dass eine Traditionseinrichtung bestehen bleibt, die Zehlendorfs Kulturgesicht maßgeblich mitgeprägt hat. Was seine Vorgängerin Helgard Gammert über 45 Jahre aus dem ehemaligen Tanzpalast der 20er-Jahre mit viel Sachverstand, Liebe und Herz zu Film und jungem wie erwachsenem Publikum zum beliebten Programmkino aufgebaut hat, daran knüpft er nun an. Helgard hat er mit einem wirklich guten Gefühl für die erfolgreiche Zukunft des BALI ihren Kinoschlüssel am 30. Juni an ihn weitergeben lassen. Mit neuen Ideen im Gepäck startet Andreas Neun ideenreich, aber behutsam durch, ohne dabei Bewahrenswertes verlorengehen lassen zu wollen. Welch zahlreiche Anhänger die bis heute vielfach ausgezeichneten Bahnhofslichtspiele haben, das zeigte sich beim Eröffnungsfest deutlich: „Schön, dass es Menschen gibt, die sich für ein Traditionshaus so stark einsetzen“, „Gut, dass unser BALI uns erhalten bleibt“ und „Das besondere zeitgemäße Angebot in diesem Kino hat es immer spannend gemacht“, waren nur einige Kommentare, die man zwischen den Festständen beim Straßenfest zur Wiedereröffnungsfeier zu hören bekam. Andreas Neun hatte es sich nicht nehmen lassen, bei diesem Anlass mit dem Zehlendorfer Publikum ins Gespräch zu kommen und sich mit diesem bunten und vielseitigen Fest als neuer Kinobetreiber vorzustellen.

Andreas Neun (l.) und Christian Goiny
Freuen sich auf die Zukunft des BALI: Andreas Neun (l.) und Christian Goiny.

Und auch der dem Bezirk verbundene CDU-Politiker Christian Goiny, Mitglied des Abgeordnetenhauses und für Finanz- und Medienpolitik zuständig, lobte als bekennender Bali-Freund an diesem Tag das Engagement des neuen Kino-Betreibers: „Die Kultur braucht solche Leute. Und das besonders in Zeiten, die auch für Kinos alles andere als leicht sind.“

Start mit Daumenkino, Filmvorführung und Filmmusik

Kinosaal
Voller Kinosaal zur Eröffnung.

Unter fröhlich bewimpelten Zelten ließ es sich dann beim ­BALI-Straßenfest locker ins Gespräch kommen über Film, Kino und Bezirk. Anwohner und sogar extra aus Britz Angereiste genossen zur Feier des Tages das im Kino gebotene abwechslungsreiche Kinoprogramm für Klein und Groß, sodass keiner der 98 roten und schwarzen Kinosessel im frischgestrichenen schwarzen Saal leer blieb. Das Catering-Angebot mit Fassbier, Knusperstangen und Bratwurst kam vom Reformhaus Demski, und auch Carolin Demski hinter dem Kuchentresen äußerte sich begeistert über die BALI-Weiterführung, die für ein lebendiges Zehlendorf einfach unverzichtbar sei.

Basteln
Daumenkino-Basteln machte Groß und Klein Spaß.

Kleine Mal- und Bastelfreunde lud vor dem Kino ein Daumenkino-Bastelstand mit Farbstiften und Papier zum fantasievollen Selbermachen eines Daumenkinos. Auch viele Erwachsene fanden daran Gefallen, so wie Familie Schweizer von Gegenüber, die sich zu Dritt in den Bastelspaß vertieften.

Im Anschluss lauschte man dann den Saxophon-Filmmusikklängen von Musiklehrer und Musiker Michael Bund, der verriet: „Ich habe die Kinder von Andreas Neun in Musik unterrichtet.“ Musikalisch ging es abends dann noch mit der Big Band der Leo-Borchard-Musikschule weiter, mit der das BALI in guter Partnerschaft steht. Denn: „Ich will das BALI nicht als ‚lonesome Cowboy‘ führen“, erklärt Andreas Neun und setzt auf Vernetzung und regelmäßige Kontakte – auch zu anderen Kinos. Positiv berührt und bekräftigt ihn in seinem Vorhaben das große Interesse der Zehlendorfer, das ihm so deutlich entgegengebracht wird. Die Bezirksbewohner bleiben gern ihrem Kiez treu, auch wenn es ums Kino geht. Ihre Vorlieben und Wünsche in Sachen Film zu entdecken, hat Andreas Neun sie schon länger beobachtet und bleibt weiter am Ball, um daraus ein Programmangebot aufstellen zu können, das möglichst passgenau auf das hiesige Publikum zugeschnitten ist.

Michael Bund
„I´m Singing in the Rain“ blieb mit Michael Bund ein musikalisches Versprechen.

Nachdem in den letzten Wochen sich im BALI manchmal täglich gleich sechs Gewerke die Klinke in die Hand gaben, kann Andreas Neun nun erst einmal etwas aufatmen, angesichts der ihm für sein Vorhaben entgegengebrachten Sympathie. Behutsame Neuerungen lassen indessen das BALI mit der Zeit gehen: Da ist der altbekannte Tresen im Foyer mit kleinem neuen Wartebereich, der nun mit einer Kasse, die auch Kartenzahlung ermöglicht, aufwartet. Auch Online-Kartenkauf wird angeboten, und die Imbiss- und Getränkeauswahl ist verändert. Das Klavier genießt natürlich Bleiberecht. Außerdem gibt es „endlich“ eine Toilette im Kino, die behindertengerecht auch für Rollstuhlfahrer nutzbar ist. Und dann sind da die beiden erhaltenen 35-mm-Projektoren, die nach einer Wellness-Kur ihrem zweiten Leben entgegensehen.

Carolin Demski und Team verteilten beim Straßenfest Leckeres und verbreiteten gute Laune.
Carolin Demski und Team verteilten beim Straßenfest Leckeres und verbreiteten gute Laune.

Soziale Begegnungszone Kino

Kino hatte es Andreas Neun schon immer angetan. Sein erster Film, den er als Kind an der Ostsee sah, war „Dick und Doof“, denn jeder fängt klein an. Und dann war da das Kino „Schnick+Schnack“, in den 90ern abgerissen, und ist noch das Zeltkino Hiddensee hinter der Düne, bei denen er als Filmfreund ins Schwärmen gerät. Sie alle haben Spuren hinterlassen, Zeichen für seine heutige Leidenschaft gesetzt. Jahrelang in einer großen Berliner Kanzlei als Wirtschaftsanwalt tätig, hatte er ursprünglich Medienrecht studieren wollen. Jetzt aber hat er endlich seine Kinobegeisterung zum Standbein machen können, einiges darin investiert und ist beeindruckt von den Möglichkeiten, welche das BALI mit seinem geräumigen Zuschauerraum und der unverwechselbaren „Filmplakattapete“ bietet. Einfälle hat Andreas Neun reichlich, doch denkt er mittelfristig, will nichts überstürzen, nach und nach wachsen, und bleibt für Vorschläge offen, besonders wenn sie aus dem Zehlendorfer Publikum kommen. Das Kino als soziale Begegnungszone weiterzuentwickeln, kann sich der ambitionierte Betreiber durchaus vorstellen, denkt dabei auch an das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK), in dem sich das BALI durchaus wiederfinden könnte. Erst einmal aber konzentriert er sich auf die zukünftige Filmauswahl, die nahtlos an das Konzept seiner Vorgängerin anknüpfen soll: Eine Rolle spielen dabei weiter Dokumentarfilme und aktuell gesellschaftsrelevante Streifen sowie Filme, die aktuelle Themen und Diskussionspunkte ansprechen, Literaturvorführungen: Für das belesene, vielseitig interessierte Publikum im Bezirk, das gern auch mal über den Tellerrand blickt und Diversität schätzt. Offen bleiben will das BALI auch für politische Themen, ohne dabei in eine bestimmte politische Richtung zu tendieren, will „überparteilich“ sein. Alles mit dem Ziel, den Film als Gemeinschaftserlebnis, das Integrativität schafft, zu vermitteln. Zukünftig soll laut Betreiber der Kultur mit Architektur- und Musikthemen mehr Kapazität gegeben werden. Und natürlich werden die ganz jungen Filmfreude im BALI weiterhin nicht zu kurz kommen: Im „Spatzenkino“ finden Kinder ab 4 Jahren Altersgerechtes, und das Kinder-Kino spricht den älteren Nachwuchs an.

Andreas Neun behält für sein Publikum das passende Programm fest im Blick.
Andreas Neun behält für sein Publikum das passende Programm fest im Blick.

Für besondere Events wird das Kino am Bahnhof ebenfalls seine Türen öffnen: So lädt BALI am 8. November um 18.30 Uhr im Rahmen der „Happy Fridays-Reihe“ zu JAZZ MEETS KLASSIK bei freiem Eintritt. Dabei erwartet das Publikum mitten im Zehlendorfer Kiez abwechslungsreiche Abende mit Lehrkräften, Top-Schülern sowie ausgezeichneten Ensembles der Leo-Borchard-Musikschule, als Konzertreihe der Fachgruppe Jazz – Rock – Pop. Platzvergabe erfolgt nach Verfügbarkeit. Und am 19. November um 16 Uhr liest anlässlich der Erinnerungen zum 30. Jahrestag der Verabschiedung der Westmächte aus Berlin der Gründungsdirektor Dr. Helmut Trotnow aus seinem Buch zur Entstehung des AlliiertenMuseums und spricht mit Ulli Zelle über diese Zeit. Eintritt 10 Euro, erm. 8 Euro.

Weitere Informationen und Programm unter www.balikino-berlin.de

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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