Gazette Verbrauchermagazin

Menschen machen Zehlendorf

Aufeinander „zehlen“, sich kennenlernen und mitmischen

Erschienen in Gazette Zehlendorf November 2024
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Gemeinsam ist man stärker – auch in Zehlendorf. Und so kamen am Abend des 8. Oktober weit über 100 interessierte Anwohner, Bürger und Mitglieder verschiedener Bürger- und Nachbarschaftsinitiativen zusammen, die nicht nur kritisieren, sondern sich besser vernetzen, weiterentwickeln und gemeinsam etwas aktiv für ihren Kiez erreichen wollen; hin zu besserer Lebensqualität, die aktuell in Verkehr und Hektik rund um den Teltower Damm immer mehr unterzugehen droht. Darüber schwebt zusätzlich das Damoklesschwert der bevorstehenden Baumaßnahmen am Bahnhof Zehlendorf Mitte, in die sich Initiativen und Anwohner mit Mitspracherecht und Planungstransparenz einbezogen sehen möchten.

Eingeladen zu der Veranstaltung „was zehlt“ hatte Christian Küttner von der Bürgerinitiative (BI) Zehlendorf nach dem eigentlich einfachem Konzept, Macher und Mitmacher zusammenzubringen, um daraus konstruktive Verbindungen zu knüpfen.

Den Versammlungsraum im alten Güterbahnhofsgebäude an der Anhaltiner Str. 7-9 hatte das „Brixen Berlin“ zur Verfügung gestellt. Viele Jahre hatte der alte Zehlendorfer Güterbahnhof aus dem Jahr 1870 verwaist dagelegen, bis er 2021 als Event-Location im Industrie-Style wiederbelebt wurde. Immobilienfreund Christian Gérome hatte das Gelände dazu erworben. Nachdem es vom Bechstein Network saniert und umgebaut worden war, öffnet es seitdem seine Türen als besondere Party-Location für größere Feiern und Versammlungen. Den Namen hat die Location übrigens nach dem Herkunftsort des großen Eyecatcher-Kronleuchters erhalten: Der nämlich stammt aus dem Ort „Brixen im Thale“ in den Kitzbüheler Alpen in Österreich.

Was zehlt? VOL.1

Wer bin ich und was will ich für Zehlendorf machen?

Bekannte und weniger bekannte Gesichter aus dem Kiez waren dann auch gekommen, zehn verschiedene Initiativen für Zehlendorf kennenzulernen und sich ggf. zum Mitmachen zu entscheiden. Zu Beginn gab es eine Aufwärmrunde, in der man sich in einem dreiminütigen Vorstellungsgespräch mit seinem fremden Sitznachbarn bekannt machte.

So kam schnell die Lehrerin von der Montessori-Schule in Düppel, die schon ewig in Zehlendorf lebt und sich weniger Lkw-Verkehr vor der Haustür wünscht, mit Ina aus Hessen ins Gespräch, die als Rentnerin nach dem Tod ihres Mannes nun vor drei Jahren endlich aus der Kleinstadt in ihre Lieblingsgroßstadt Berlin gezogen ist. Das grüne Zehlendorf schätzt sie als Wohngegend, ist als Radfahrerin aber entsetzt über Enge und Zustand der Radwege in Zehlendorf Mitte und möchte sich gegen diese Misere gemeinsam mit Gleichgesinnten einsetzen. – Diese findet sie dann auch wenig später bei der Vorstellungsrunde der einzelnen Initiativen mit Emil vom Fahrradnetzwerk Fahrradfreundliches Steglitz-Zehlendorf, der sich mit seiner Initiative für die Umsetzung des Mobilitätsgesetzes engagiert und derzeit in Zehlendorf mit Kopfsteinpflaster und überwiegend unsicheren Radfahrwegen kaum Möglichkeiten für ein entspanntes Radfahren oder den ungefährlichen Einsatz von Lastenrädern sieht. Die Organisation von Demos und die Umsetzung von Konzepten für eine entspannte Fortbewegung benötigt viele helfende Hände. An diesem Abend werden es wieder ein paar mehr, auch Inas sind dabei, die den Erfolg der Initiative mit der Durchsetzung des Radwegbaus an der Thielallee dann erst einmal laut beklatschen.

Und da ist Ulrich Conrad von der Straßenbahn AG der Naturfreunde Berlin e. V., der ebenfalls Mitstreiter sucht: Er wünscht sich den Dorfteich in Zehlendorfs Ortskern zurück, setzt auf Fußgängerzone und Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs und möchte wieder die Straßenbahn vom Ku’damm über die Clayallee zur Goerzallee fahren sehen. Warum sollte das, was in Görlitz geht, nicht auch in unserem Bezirk klappen?

Mitmachen und sich mit seinem Kiez identifizieren

Da sind an diesem Abend aber auch Vertreter wie Claudia von Lehmann von der ZiM Gewerbevereinigung Zehlendorf Mitte e. V. und in vierter Generation Apothekerin der Adler-Apotheke am Teltower Damm oder Andreas Neun, frischgebackener Betreiber des BALI Kinos, die auf die Zukunft einer attraktiven und lebendigen Einkaufsmeile im Zehlendorfer Ortskern setzen, in der gleichzeitig Entspannung angesagt ist. Schon jetzt unterstützen sie diese Attraktivität durch die Organisation von regelmäßigen Veranstaltungen wie Literaturfest, Fete de la Musique und Abend für die Sinne, hinzukommen soll im nächsten Jahr noch ein Tanzabend. „Dies alles soll dazu beitragen, dass Jung und Alt sich mehr mit ihrem Kiez identifizieren“, erklärt Frau von Lehmann. Und auch Andreas Neun hat die Vision, an seinem lokalen Kino irgendwann mehr Platz für Begegnungen zu schaffen. – Kapazitäten, die in der Gartenstraße durchaus vorhanden und geschickt nutzbar wären.

Lebendiges Zehlendorf sichtbarer machen

Auf Begegnungszonen und Lebendigkeit ganz anderer Art setzt an diesem Abend dann die Künstlerin, Dozentin und Kostümbildnerin Petra Peters aus dem Zehlendorfer Kiez, die Unterstützer für ihre Wünsche sucht: Die Belebung einer Stadtkantine mit gesundem und preiswerten Essen, nachdem die Rathauskantine ebenso geschlossen wurde wie die der Polizei und die des Finanzamts. Gesellschaftliches Miteinander und sozialer Austausch fänden gerade beim Essen besonders ungezwungen und effektiv statt, ist sie sicher und spricht aus eigener Erfahrung: „Die besten Ideen im Theater entstehen am Kantinentisch.“

Dass auch beim Sport beste Kontakte entstehen können, daran zweifelt keiner. Und so kann auch Niklas von Tschirnhaus von der Basketball Gemeinschaft Zehlendorf (BGZ) auf neue Mitstreiter hoffen, die als ehrenamtliche Helfer bei den Pfingstturnieren, im Shuttle-Service oder im Turnierbüro als ganz besonderen Lohn viel Spaß sowie interessante Kontakte zu Spielern aus Deutschland und ganz Europa erhalten. Und dann sind da auch noch die Initiativen aus Sundgauer Straße und Seehofstraße, die für ganztags Tempo-30-Zone Gleichgesinnte ansprechen, und da ist Megan Kramer mit The Space Working, die sich in den früheren Räumlichkeiten von „Grimms Schuhe“ in der eher schwer zu belebenden Machnower Straße mit ihrem Space Coworking in Zehlendorf und dem frisch eröffneten Berlin Business Institute für Selbstständige, pendelnde Eltern, Start-ups und mehr Lebendigkeit in dieser immer wieder schwierigen Gegend einsetzt und außerdem Raum für Veranstaltungen bietet. Dafür sucht sie Literatur- und Musikfreudige, die diese Veranstaltungen bereichern wollen.

BI Zehlendorf hilft Visionen umzusetzen

Und dann ist da an diesem Abend – last, but not least – die BI Zehlendorf als Initiator der Veranstaltung, die mit ihrem Gründer Christian Küttner und dem aktiven Mitglied und Verkehrsplaner Reinhard Chrome mit viel Fachkenntnis die „eigentlichen dicken Bretter“ in Zehlendorf als BI bohrt und dafür ebenso beharrliche „Mitbohrende“ sucht: Sei es, wenn es darum geht, vor Eröffnung der Großbaustelle am Bahnhof die Errichtung einer „Schaustelle Bahnhof & neuer Teltower Damm“ durchzusetzen oder die Geschäftsleute auch in dieser Störphase im Durchhalten zu unterstützen. Lebensqualität wollen sie an drei Plätzen gefördert sehen: Beim Wochenmarkt am Postplatz, in der Gartenstraße und auf dem Kastanienhof an der Clayallee.

Dank der BI Zehlendorf fanden die an diesem Oktoberabend vorgestellten Initiativen über den Sommer bei den regelmäßigen monatlichen Treffen am jeweils letzten Donnerstag im Monat im „Raum der Beteiligung“ in der Potsdamer Straße 50 zusammen und sind nun gemeinsam gestärkt, für Zehlendorf zu erreichen, „was wirklich zehlt“. Der Beteiligungs-Raum kann übrigens von allen Bürgern gebucht werden, die vorhaben, eine Initiative zu starten.

Der BI Zehlendorf ist mit dieser Abendveranstaltung gelungen, Initiativen, Bürgern und Anwohnern eine Bühne zu geben, sie ein Stück näher zusammenrücken zu lassen und ihnen den Rücken zu stärken.

Nun muss es weiter für ein lebendiges Zehlendorf mit mehr Aufenthaltsqualität, Verkehrssicherheit und Standortsicherheit heißen: Netzwerken und Mitmischen erwünscht!

Demnächst erscheint zum Thema ein Newsletter.

Weitere Informationen unter www.bi-zehlendorf.de

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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