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„Ich weiß, daß ich mich verdoppeln kann“

Gisèle Vienne und die Puppen der Avantgarde im Georg Kolbe Museum

Gisèle Vienne, Puppen, 2006-2024, Ausstellungsansicht Ich weiß, daß ich mich verdoppeln kann. Foto: Enric Duch
Gisèle Vienne, Puppen, 2006-2024, Ausstellungsansicht Ich weiß, daß ich mich verdoppeln kann. Foto: Enric Duch
Erschienen in Gazette Charlottenburg November 2024
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Kneffel

Das Georg Kolbe Museum zeigt das künstlerische Werk der österreichisch-französischen Künstlerin, Giséle Vienne (*1976). Die Ausstellung ist Teil eines gemeinsamen Projekts mit dem Haus am Waldsee, welches das Werk Gisèle Viennes als Einzelausstellung zeigt und den Sophiensælen, die ihr Stück Crowd aufführen. Im Georg Kolbe Museum treten Gisèle Viennes zeitgenössische Arbeiten in einen Dialog mit historischen Werken von Künstlerinnen der europäischen Avantgarde.

Komplex und eigensinnig

Gisèle Vienne hat über mehr als zwei Jahrzehnte ein komplexes und eigensinniges Werk geschaffen, das Wahrnehmungsmuster hinterfragt und neue künstlerische Sprachen einsetzt, um gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen. Viennes Kreationen, sowohl auf der Bühne als auch in ihrer visuellen Praxis, werden zusammen mit Tänzern und Schauspielern entwickelt und sind oft von anthropomorphen Figuren und Puppen belebt.

Beziehung zwischen Mensch und Puppe

Erstmals zu sehen ist Viennes Film „Kerstin Kraus“, der 2024 eigens für die Ausstellung im Georg Kolbe Museum fertiggestellt wurde. Der Film beleuchtet die tiefgreifende Beziehung zwischen Mensch und Puppe und untersucht Grenzen der Identität und Selbstdarstellung. Viennes visuelle Erzählweise behandelt Fragen des Daseins und des Todes, welche die Vielschichtigkeit der menschlichen Psyche darstellen.

Puppentheater als künstlerischer Ausdruck

In der Ausstellung sind unterschiedliche historische Puppen, Filme und Fotografien zu sehen. Für Künstlerinnen und Künstler, die auf der Suche nach neuen Freiheiten und Quellen für die Erneuerung der Kunstsprache waren, bot das Puppentheater einen ausgezeichneten Raum für Experimente, da es Möglichkeiten eröffnete, an der Grenze zwischen Disziplinen wie Malerei, Bildhauerei, kinetischer Skulptur, Tanz und Choreografie zu arbeiten. Die Ausstellung im Georg Kolbe Museum bietet einen tiefen Einblick in das Themenfeld der Puppen als künstlerische Ausdrucksform. Das titelgebende Zitat stammt von der Mitbegründerin der Dada-Bewegung Emmy Hennings. Es verweist auf die Verbindung historischer künstlerischer Ansätze im Suchen und Finden des Selbst unter gesellschaftlichen Einschränkungen und verbindet so die von Gisèle Vienne behandelten aktuellen Themen in einem zeitlichen Abstand von 100 Jahren.

Kooperation zwischen drei Kunstorten

Die Ausstellung ist Teil der Kooperation zwischen dem Georg Kolbe Museum, dem Haus am Waldsee und den Sophiensælen. Während im Haus am Waldsee eine groß angelegte Einzelausstellung bis zum 12.01.2025 das gesamte Haus einnimmt, finden in den Sophiensælen Aufführungen des Stücks Crowd am 14., 15. und 16. November 2024 statt.

Die Ausstellung ist bis 9. März 2025 im Georg Kolbe Museum, Sensburger Allee 25, zu sehen. Weitere Informationen unter www.georg-kolbe-museum.de

Titelbild

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