Gazette Verbrauchermagazin

Was wäre der Kranoldplatz ohne Wochenmarkt?

Markthändler und ihre Bedenken zum Umbau

Erschienen in Lichterfelde West Journal Dezember/Januar 2024

Unterschiedliche Vorstellungen, abgelehnte Anträge und noch immer keine sichtbare Lösung für eine sinnvolle Kranoldplatz-Umgestaltung, die allen gerecht wird. Doch kann es die überhaupt geben?

Deutliches Mitspracherecht fordern da immer wieder die rund 40 festen Markthändler, für die der Kranoldplatz nicht nur Mittelpunkt besserer Lebensqualität, sondern vielmehr wichtige Einnahmequelle ist. – Und das in Zeiten, in denen bereits etliche Märkte im Berliner Südwesten belastenden Voraussetzungen entgegensehen, bedingt durch anstehende längere Bauphasen im Bezirk. Dies gibt auch Felix Heese zu bedenken. Als seit über 25 Jahren auf dem Kranoldplatz und auf Wochenmärkten tätiger Käsehändler kennt er das Markt-Metier nur zu gut und spricht aus Sicht der Händler und für viele Verbraucher, die ihren Wochenmarkt am Kranoldplatz in Angebot und angestammtem Standort erhalten sehen wollen. Heese zählt auf: Da ist Zehlendorf Mitte, wo der Wochenmarkt im Rahmen der Bahnarbeiten schwierigen Zeiten entgegensehen dürfte, ist der Mexikoplatz, an dem es mit der U-Bahn-Verlängerung für Stände eng werden wird, und da ist der Hermann-Ehlers-Platz in Steglitz, dessen Umbau den Händlern ebenfalls Einbußen prophezeit. Was, wenn nun auch noch der Markt am Kranoldplatz als einer der umsatzstärksten im Bezirk massive Störung durch Umbaumaßnahmen erfährt?

Schild Kranoldplatz

Der Mensch als Gewohnheitstier

Felix Heese, dessen Vater vor ihm seit 1974 den Käsestand am über 100 Jahre alten Kranoldplatz betrieb, bringt es auf den Punkt mit Blick auf den aktuellen Antrag der Zählgemeinschaft im Bezirk hinsichtlich der Kranoldplatz-Umgestaltung: „Wir sind skeptisch und fürchten, dass zukünftige Beschlüsse an uns Markthändlern und unseren Anliegen vorbeiführen könnten. Dabei haben wir ganz und gar nichts dagegen, dass der Platz verschönert werden soll und stehen mit den dafür sehr aktiven Initiativen und Bürgern in stetem Gespräch. Doch unsere Erfahrung zeigt, dass Marktkunden Beständigkeit schätzen und sie längere Bauphasen eher verunsichern.“ So bereite es bereits Schwierigkeiten, wenn ein Stand mal an anderer Stelle aufgebaut werde, der Stammkunde erst danach suchen müsse. „Sein Stand sollte vom ursprünglichen Standplatz in möglichst sichtbarer Entfernung stehen, sonst wird er von ihm kaum noch aufgesucht“, zeigt Felix Heese die Erfahrung. Auch sieht er wie seine Marktkollegen die Gefahr durch Umbau nicht nur in einer kurzzeitigen Störung, sondern fürchtet besonders eine längere Bauphase, welche eine Veränderung des Kranoldplatzes mit sich bringen dürfte. Ob der Markt mit seinen Händlern diese Zeitkomponente übersteht, ist fraglich.

Markt auf dem Kranoldplatz.

Wochenmarkt – nachhaltig und sensibel

Aktuell an zwei Tagen in der Woche bringen die Stände Leben auf den Platz. Ihn und seine jeweiligen Lieblingsstände zu besuchen, ist für die meisten Kunden zu einem liebgewonnenen Ritual geworden, das auf Beständigkeit beruht. Nicht nur Felix Heese zweifelt daran, dass diese Kunden sich während der Bauphase durch Plakate oder Lotsen zu einem entfernteren Ersatzstandort leiten ließen. 80 Existenzen könnten ernsthaft in Gefahr geraten. – Diese Gefahr in alle Anträge und Umbauüberlegungen mit einzubeziehen und Gegenmaßnahmen vorzuschlagen, sollte neben dem Streben nach besserer Lebensqualität für die Anwohner Priorität haben. Denn was nutzt ein Platz zum Ausruhen in direkter Nachbarschaft zum Verkehr, wenn dafür ein über die Jahre gewachsener Wochenmarkt, der als Gegenpol zur Anonymität der Großstadt soziale Kontakte, Austausch mit anderen Menschen und gleiches Verkaufssortiment garantiert, nach dem Umbau – wenn er den überhaupt überlebt – an seinen angestammten Platz nur noch ein Schattendasein fristet? Dass man mit dem Umbau des Kranoldplatzes nicht Allen 100-prozentig gerecht werden kann, ist inzwischen den meisten klar. Doch darf dies nicht auf Kosten derer geschehen, die dadurch in Existenznöte geraten könnten. – Für sie rechtzeitig annehmbare Lösungen zu finden, muss bei allem Planungsvorhaben für einen besseren Kranoldplatz ganz vorne stehen.

Weitere Informationen der Markthändler unter www.kranoldmarkt-retten.de

Jacqueline Lorenz

Titelbild

© Gazette Verbrauchermagazin GmbH 2024