Clara Immerwahr-Haber
Informationsstele für erste promovierte deutsche Chemikerin
Erschienen in Gazette Steglitz Dezember 2024
Seit dem 11. November steht an der Ecke Hittorfstraße/Faradayweg, dem früheren Direktorenwohnhaus des Kaiser-Wilhelm-Instituts, eine regionalhistorische Informationsstele. Sie erinnert an die an die Chemikerin Dr. Clara Immerwahr-Haber. Die Stele wurde nach einem Entwurf von Karin Rosenberg gefertigt, der Text stammt von Annette Vogt.
Die nahe Breslau geborene Clara Immerwahr (1870 – 1915) erwarb als erste Deutsche einen Doktorgrad in Chemie. Trotzdem blieb ihr eine Karriere in der Naturwissenschaft verwehrt, denn Frauen durften nicht habilitieren und Clara Immerwahr blieb nur die Tätigkeit in unbezahlten Assistentenstellen. Möglicherweise erhoffte sie sich durch die Hochzeit mit Professor Fritz Haber (1868 – 1934) eine wissenschaftliche Tätigkeit als Forscherpaar, ähnlich wie Marie und Pierre Curie. Diese Hoffnung zerschlug sich, denn eine gemeinsame Tätigkeit in Form gemeinsamer Forschung gab es nicht.
Stille Mitarbeit statt Forschung
Anstelle dessen wurde Clara Immerwahr-Haber für eine „stille Mitarbeit“ an Fritz Habers Buch „Thermodynamik technischer Gasreaktionen“ gewürdigt, das im Jahr 1905 erschien. Es gab für sie keine Chance auf eine intellektuell erfüllende Tätigkeit. Clara Immerwahr-Haber war für den Haushalt und die Betreuung des 1902 geborenen, gemeinsamen Sohnes zuständig, der häufig krank war. Außerdem sollte „Frau Professor Haber“ als Ehefrau repräsentieren – dem Zeitgeist entsprechend. Die promovierte Chemikerin hielt Vorträge beim Arbeiterbildungsverein über Chemie und Naturwissenschaften in Küche und Haushalt.
Tod im Garten
1911 erfolgte der Ruf nach Berlin. Dort übernahm Fritz Haber die Stelle als Direktor des neuen Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physikalische Chemie. 1914 meldete sich Fritz Haber freiwillig und wurde wissenschaftlicher Berater im Kriegsministerium. Er ermöglichte den Einsatz von Giftgasen. Clara Immerwahr-Haber war Pazifistin und gegen die Giftgase. Am frühen Morgen des 23. Aprils 1915 erschoss sie sich im Garten des Hauses in Dahlem. Die Gründe für den Selbstmord sind unklar. Es gibt Quellen, die ihn mit dem Protest gegen Einsatz von Giftgas begründen, andere sehen eine Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben als Grund.