Gazette Verbrauchermagazin
Wilmersdorf

An die Brücke, fertig, los!

Rückbau-Start im 2. Quartal 2025

Die Brücke kommt weg.
Die Brücke kommt weg.

13.12.2024: Rechtzeitig vor Jahresende lud am 10. Dezember 2024 die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU) zu einer weiteren Bürger-Informationsveranstaltung zum Thema Rückbau der Brücken am Breitenbachplatz, das sowohl das Bezirksamt von Steglitz-Zehlendorf als auch das von Charlottenburg-Wilmersdorf beschäftigt. Transparent gaben im Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin das Brücken-Projektteam um Referatsleiter Arne Huhn sowie die ausführende Berliner Rückbau-Firma einen Ausblick auf das geplante Rückbaugeschehen. Im überwiegend mit Anwohnern aus der Umgebung des Breitenbachplatzes gefüllten Hörsaal wussten etliche der Anwesenden noch aus der letzten Infoveranstaltung, dass es sich hierbei eigentlich um zwei voneinander unabhängige Baukörper handelt, die das Gesamtbauwerk ab Tunnel bis zu den Rampen in der Schildhornstraße nahe Paulsenstraße ausmachen, mit zwei Ein- und Ausfahrtrampen und etlichen Stützpfeilern.

Brücke

Rückbau statt Abriss

Dass es sich bei dem geplanten Baugeschehen anstatt um einen endgültig zerstörenden Abriss mit Abrissbirne vielmehr um einen Schritt für Schritt erfolgenden geordneten Rückbau handelt, der die Brückenteile entgegengesetzt zum Neubau demontiert, erfuhren sie ebenso wie den aktuellen Zeitplan: So soll zeitgleich mit der auf ein Jahr angesetzten Entkernung des Tunnels im zweiten Quartal 2025 auch der Brücken-Rückbau beginnen. Mitte 2026 soll dann das Tunnel-Bauwerk saniert und damit verkehrstechnisch ertüchtigt werden. Die Wiederinbetriebnahme des laut Verkehrsgutachten unverzichtbaren Tunnels ist für Frühjahr 2028 vorgesehen, während der Brückenrückbau bereits in dritten Quartal 2026 abgeschlossen sein soll. Vorbereitungsarbeiten des Rückbaus sind bereits ab November 2024 gelaufen. Für den Tunnel stehen 40 Millionen Euro bereit, und die Kosten für den Rückbau dürften mit etwa 8 Millionen Euro sogar unter der ursprünglich dafür veranschlagten Summe liegen.

1978 waren die Brückenstraßen für eine „autogerechte“ Stadt dem Verkehr übergeben worden. Seit Jahren plädiert eine Steglitzer Bürgerinitiative für den Abbau der Brücken und die Belebung des Breitenbachplatzes als Treffpunkt für Erholungssuchende. Zwar bilden verkehrliche, städtebauliche, finanzielle und ökologische Rahmenbedingungen die Grundlage des Rückbaus, doch erfolgt der nun in erster Linie wegen der umfangreichen baulichen und baustoffbezogenen Mängel, welche die Brücken aufweisen. Verwendete man 1978 doch Sigma-Spannstahl, der besonders anfällig für irreparable Spannungsrisskorrosion ist und nun auf diesen Hochstraßen keinerlei Verkehrsbelastung mehr erlaubt.

Abbau ohne Verkehrsbeeinträchtigung?

In 17 Teilabschnitten erfolgt der Brückenabbau, wobei 20.000 Tonnen Spannstahlbeton auf einem Kilometer Länge abtransportiert werden müssen. Der Abtransport erfolgt jeweils parallel zum Abbau, sodass keine Lagerung des Abbaumaterials vor Ort stattfindet. Er führt nicht durch Anliegerstraßen, so die Aussage der Fachleute. Die Verkehrsführung während der Abbaumonate soll erhalten bleiben, wie sie derzeit verläuft. Lediglich temporär kann es zu Streckensperrungen kommen, werden einzelne Spuren gesperrt, sodass aber immer eine Fahrspur befahrbar bleibt. Und auch der Parkplatz bleibt frei. Die voraussichtliche Arbeitszeit soll wochentags zwischen 7 und 19 Uhr sein. Hauszugänge bleiben frei.

Viel Fingerspitzengefühl der Rückbauarbeiter benötigt der Abbau am Tunnelbeginn, wo unterirdisch die U-Bahn verläuft: Dort muss bei Arbeiten von nur 50 Zentimeter über der Straßenoberkante Diamantseilsägetechnik angewendet werden. Um eine Einschränkung des Zugverkehrs zu vermeiden, werden diese Arbeiten nachts zu den Zeiten durchgeführt, in denen keine Bahn fährt.

Bautechnologie
Ausblicke

Offene Fragen

Wichtig bei der Informationsveranstaltung war den Anwohnern besonders die Frage, was mit den Betonstelzen der Brücke geschehen wird. Gibt es doch die Vermutung, dass sie als Option für eine neue Brücke eine Platzhalterrolle spielen könnten. Laut Aussage der Projektmitarbeiter gelten sie derzeit nicht als einsturzgefährdet, und es besteht daher keine direkte Abbaunotwendigkeit, auch wenn sie irgendwann ganz weg kommen. Vielmehr müsse zuvor für diesen Bereich ein eigenes Gutachten erstellt werden, das den Rückbau rechtfertigt. Problematisch sei dabei, so das Tiefbauamt, dass die Stelzen tief ins Erdreich reichen, was bei einem Abbau der Pfeiler große Löcher hinterlassen und deren Beseitigung einen großen Aufwand mit sich bringen würde.

Wann diese Brückenrelikte endgültig wegkommen, scheint noch unklar. Auch Rampen bleiben erst einmal stehen, wie die an der Paulsenstraße. Offen ist auch noch die Frage nach der Anbindung für den Tunnel und fordert baldige Lösungsfindung.

Und auch die Frage nach der auf das Rückbauende folgenden Verkehrsführung konnte auf dieser von großer Transparenz geprägten Veranstaltung heute noch niemand eindeutig beantworten. Skepsis bleibt nicht nur bei direkten Anwohnern der Schildhornstraße und bei den Bewohnern der Anliegerstraßen, die mit dem Rückbau eine Verkehrsverschiebung in ihre Gebiete befürchten. Die Aussicht auf einen nahezu verkehrsfreien Breitenbach-Erholungsplatz liegt da für Viele noch in weiter Ferne, sehen sie derzeit erst einmal Baulärm und -schmutz auf sich zukommen. Und so konnte die Frage, was denn nun aus dem Breitenbachplatz wird, von den lediglich für den Rückbau zuständigen Fachleuten auf dieser Veranstaltung zu diesem Zeitpunkt nicht beantwortet werden. Zeitnah sind jedoch weitere Info-Abende der dafür zuständigen Fachbereiche angedacht.

In jedem Ende steckt ein Neubeginn

Froh über die gute Zusammenarbeit mit Bezirksämtern und Senatsverwaltung ist indessen Patrick Neuling, Geschäftsführer der traditionsreichen Autoservice Kunert GmbH, die unter der Brücke ihre Werkstatt hat und damit direkt vom Rückbau betroffen ist. Neuling lobt die Anstrengung aller Beteiligten, annehmbare Lösungen zu finden. So sollen auch der Taxistand und der alljährliche Weihnachtbaumverkauf nach dem Rückbau erhalten bleiben. Und auch für Kunert geht es bei dem geplanten Rückbau um die Existenz, für seine Kunden aber, von denen viele aus der Umgebung des Breitenbachplatzes kommen, um den Erhalt eines über Jahre gewachsenen Vertrauensverhältnisses zu ihrer Autowerkstatt. Doch beide können nun beruhigt in eine Zukunft blicken, die Kunert an altbewährtem Standort erwartet. Zwar wird die Werkstatt in der heißen Phase des Rückbaus kurzfristig pausieren müssen, doch danach geht es mit frischem Schwung und manch Neuerung in eine neue Runde.

Patrick Neuling sieht so in dem Rückbau durchaus eine Chance und betont: „Wir blicken positiv in die Zukunft und hoffen, dass bei den bevorstehenden konstruktiven Veränderungen die Interessen von Bürgern, Unternehmen und Politik nahezu erfüllt werden. Kompromisse sind notwendig, um gemeinsam das Ziel einer verkehrsgerechten und bürgerfreundlichen Stadt erreichen zu können.“

Weitere Informationen zum Thema unter www.berlin.de/-ii1403410

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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