Ull Hohn – Revisions
Ausstellung im Haus am Waldsee

Erschienen in Nikolassee & Schlachtensee Journal April/Mai 2025
Ende Januar eröffnete das Haus am Waldsee die Ausstellung „Revisions“ mit Werken des Künstlers Ull Hohn. Für ihn war die Malerei weit mehr als nur ein künstlerisches Medium – sie war ein Feld, in dem Diskurse, malerische Techniken und persönliche Reflexionen ineinandergriffen. In einer Zeit, als Malerei vielerorts als erschöpftes Medium galt, stieß Hohn eine Erneuerung an, die aus der Praxis selbst hervorging. In seinen Werken aus den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren erforschte Hohn die Verbindungen zwischen formalen und politischen Fragen wie Körperlichkeit und Sexualität.
Kritische Auseinandersetzung
Ein wiederkehrendes Thema in Hohns Werk, das von figürlicher Malerei bis hin zu abstrakten Kompositionen reicht, ist die kritische Auseinandersetzung mit traditionellen malerischen Fragestellungen – insbesondere jener der Landschaftsmalerei. Vorstellungen von Natur und Natürlichkeit wurden dabei stets neu verhandelt und bewusst mit aktuellen Debatten zusammengeführt. So thematisierte Hohn etwa explizit seine eigene Homosexualität, befeuert von den in den 1990er-Jahren in New York wütenden Diskursen der Culture Wars und dem Aktivismus der Aids-Epidemie.
Künstlerische Reflektion
In den letzten Jahren seines Lebens widmete sich Ull Hohn der Werkserie Revisions, die dieser Ausstellung ihren Titel verleiht. Hohn griff dabei auf frühe Werke zurück, die noch aus seiner Jugend stammten und betrachtete klassische Motive wie Interieurs, Alltagsobjekte oder auch Stillleben aus der Perspektive des gereiften Künstlers neu. Sie kann als künstlerische Reflexion über seine persönliche Entwicklung und das Leben als Künstler verstanden werden, zu einer Zeit, die bereits stark von seiner eigenen Erkrankung überschattet war. Hohn starb 1995 im Alter von fünfunddreißig Jahren an den Folgen von Aids. Die Rückbesinnung auf seine künstlerischen Anfänge war für Hohn ein bewusster Akt, eine Art biografische Erzählung zu schaffen und seine früheren stilistischen Aneignungen auf seine Arbeiten auszuweiten.
Ull Hohn (*1960 in Trier; †1995 in Berlin) studierte zunächst an der Hochschule der Künste in Berlin (1980), bevor er seine künstlerische Ausbildung an der Kunstakademie Düsseldorf in der Klasse von Gerhard Richter (1984) fortsetzte. Anschließend zog er nach New York und nahm dort am Whitney Independent Study Program teil (1987).
„Revisions“ ist bis zum 11. Mai 2025 zu sehen im Haus am Waldsee, Argentinische Allee 30, 14163 Berlin, www.hausamwaldsee.de