„Oma-Trick“ verspricht Spaß mit Köpfchen
Paraderolle für Brigitte Grothum zum runden Geburtstag
Erschienen in Gazette Steglitz Februar 2025
Am 26. Februar wird der rote Teppich vor dem Schlosspark Theater besonders sorgfältig ausgerollt sein, denn es gibt an diesem Abend doppelten Grund zum Feiern: Schließlich findet die Premiere der Komödie „Oma-Trick“ von Charles Lewinsky unter der Regie von Irene Christ genau am 90. Geburtstag von Brigitte Grothum statt. Sie spielt in dem Zweipersonenstück an der Seite von Johannes Hallervorden eine ältere Dame, die die kriminellen Machenschaften ihres vermeintlichen Enkels geschickt zu kontern weiß. So stellt sich am Ende die Frage, wer hier wohl wen betrügt, und es ist eine überraschende Pointe gewiss. Das Stück ist die erstmalige Kooperation zwischen Dieter Hallervorden‘s Schlosspark Theater und dem Theater am Frankfurter Tor, dessen künstlerische Leitung Johannes Hallervorden Mitte 2022 übernommen hat. Außerdem wird diese Inszenierung auch am mitteldeutschen Theater in der Marienkirche in Dessau gespielt, das Vater Dieter ebenfalls ´22 „als Herzensprojekt“ in seiner – und Brigitte Grothums – Geburtsstadt gegründet hat.
Theater der Generationen
Die Inszenierung kann man durchaus als Heimspiel beider Hauptdarsteller sehen, schließlich ist Brigitte Grothum seit vielen Jahren dem Schlosspark Theater eng verbunden, dort fast schon zuhause und hat Johannes Hallervorden hinter und auf der Bühne vom theaterbegeisterten Knirps zum produktiven Schauspieler heranwachsen sehen. – Kein Wunder also, dass den Beiden die Freude, nun das erste Mal gemeinsam spielen zu können, bereits bei den Proben deutlich anzumerken ist. „Wir sind ein gutes Paar, können uns aufeinander verlassen“, ist dann auch die einhellige Aussage der Bühnenkollegen. Hinter sich im Stück wissen sie die geschickte Regie von Irene Christ, die als Hausregisseurin und einstige Schauspiellehrerin von Johannes Hallervorden ihn auf seinem künstlerischen Weg bereits länger begleitet. – Aktuell feiert er Erfolge an seinem Theater am Frankfurter Tor in seinem Soloprogramm „My Way“ mit von ihm interpretierten Sinatra-Songs. Dort begrüßt er das Publikum vor der Vorstellung als Hausherr und gewinnt es danach als Darsteller auf der Bühne des charmanten kleinen Hauses in immerhin 10 subventionsfrei auf die Beine gestellten Produktionen von Komödie und Kabarett bis Konzert und Lesung zunehmend für sich. Darüber hinaus zeigt er regelmäßige Bühnenpräsenz im väterlichen Haus in Steglitz.
Brigitte Grothum stand seit 2009 an dem Traditionshaus unter Dieter Hallervorden‘s Leitung bereits in einem guten Dutzend an Stücken auf der Bühne, darunter „Arsen und Spitzenhäubchen“, „Geliebter Lügner“ oder „Monsieur Claude und seine Töchter“. Mit dem Einpersonenstück „Ein deutsches Leben“ von Christopher Hampton steht sie seit nunmehr fünf Jahren erfolgreich als Brunhilde Pomsel, Sekretärin von Joseph Goebbels, am Schlosspark Theater auf der Bühne sowie deutschlandweit auf den Gastspiel-Programmen. „Ich bin froh, wenn ich auch junge Menschen im Publikum sehe, die dieses so aussagekräftigen Stück besuchen“, erklärt die Schauspielerin, die gerade in diesen in vielerlei Hinsicht so unruhigen Zeiten es für wichtig hält, sich mit derartigen Theaterproduktionen auseinanderzusetzen. So wäre es auch durchaus empfehlenswert, „Ein deutsches Leben“ – beispielsweise über angebotene Schul-Matinees – begleitend zum Rahmenlehrplan der jungen Generation näherzubringen.
70 Jahre Bühnenleben
15-jährig aus Dessau nach Berlin gekommen, hatte Grothum nach ihrem Schauspielstudium am Tempelhofer Zimmertheater debütiert, danach spielte sie an nahezu allen Berliner namhaften Bühnen von Boulevard bis Klassik, gab weltweit Gastspiele und leitete als Regisseurin die von ihr ins Leben gerufenen, ohne staatliche Subventionen produzierten und inszenierten „Berliner Jedermann Festspiele“ ab 1993 im Berliner Dom bis 2014. Im Fernsehen wurde sie in den 80ern durch die „Drei Damen vom Grill“ populär („Von meinen Kollegen leben viele nicht mehr.“). Im Film sah man sie u. a. in den legendären Edgar Wallace Verfilmungen, in denen sie auch neben Klaus Kinski und Joachim Fuchsberger spielte. Dem Krimi-Genre ist sie treu geblieben, indem sie mit dem zusammen mit ihrer Tochter Debora Weigert gegründeten und inzwischen von Debora geleiteten Krimi-Hörspielprojekt mit „Die seltsame Gräfin“, „Das Gasthaus an der Themse“ oder „Der Hexer“ weit über das Schlosspark Theater hinaus unterwegs ist, ebenso mit literarischen Solo-Lesungen. Und auch bei den Bad Hersfelder Festspielen ist sie immer wieder gern gesehen, sei es in „Hexenjagd“ oder in der Inszenierung nach dem Kultfilm „Wie im Himmel“. Und als resolute Wirtin Gisela Heinze in der TV-Serie WaPo Berlin ist sie regelmäßig in den Wohnzimmern zu Gast. Ihr Publikum will sie weiterhin begeistern – trotz allgemein schlechter finanzieller Prognosen für die Kultur, die durch die geplanten Einsparungen schnell zum „Trauerspiel“ werden könnte. So bangt Brigitte Grothum sich weniger um ihre eigene Zukunft („Ich habe mein Leben gelebt.“) als um die der jüngeren Kulturschaffenden und Kollegen.
Ihren runden Geburtstag mag man Brigitte Grothum indessen kaum glauben, hat sie doch über die Jahre nichts von ihrer Lebendigkeit und Ausstrahlung verloren. Als sie vor fünf Jahren aufgrund ihres Alters bereits nicht mehr allzu weit hatte vorausplanen wollen, konnte Optimist Dieter Hallervorden das angesichts ihrer Agilität ganz und gar nicht verstehen. Brigitte Grothum erinnert sich mit einem Augenzwinkern daran: „Er hat mir gesagt: Wir werden doch 100!“ – So knackt sie nun am 26. Februar erst einmal die 90, die den Hausherrn des Schlosspark Theaters dann übrigens am 5. September selbst erwartet.
„Oma-Trick“ steht am Schlosspark Theater außer am 26. und 27. Februar noch mehrmals im November auf dem Spielplan. Außerdem wird es im Theater am Frankfurter Tor am 17. und 19. März sowie am 4., 6., 11., 13., 18. und 20. April gespielt sowie im Theater in der Marienkirche in Dessau am 22. und 23. März.
Weitere Informationen und Tickets unter www.schlossparktheater.de, www.theater-am-frankfurter-tor.de und www.mitteldeutsches-theater.de
Jacqueline Lorenz