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Peter-Lenné-Schule trauert um ihren Schulleiter

Stefan Alker am 9. Januar verstorben

Stefan Alker 1964-2025. Foto: Susanne Jäger
Stefan Alker 1964-2025. Foto: Susanne Jäger
Erschienen in Gazette Zehlendorf März 2025

Zehn Jahre war Stefan Alker Schulleiter der Peter-Lenné-Schule in Zehlendorf, Berliner Oberstufenzentrum und größte Agrarschule Deutschlands.

Am 9. Januar verstarb der gebürtige Emsländer nun im Alter von 60 Jahren nach kurzer schwerer Krebserkrankung. Er hinterlässt Ehefrau und Tochter.

Trauer herrscht auch am OSZ der Peter Lenné-Schule über den Verlust ihres beliebten Schulleiters, der sich stets mit ganzem Herzen für Bildung, Lehrkräfte und Schüler eingesetzt hat. Angesichts seines Gesundheitszustandes hatte er seine eigene Beisetzungsfeier noch zu Lebzeiten mit geplant. „Es war sein ausdrücklicher Wunsch, in der Nähe ‚seiner‘ am Hartmannsweiler Weg gelegenen Schule beigesetzt zu werden“, erklärt Franziska Freiberg, Leiterin der Abteilung I am OSZ.

Am 22. Januar wurde Stefan Alker, der mit Familie in Lichterfelde lebte, dieser Wunsch mit seiner Beisetzung auf dem Friedhof Zehlendorf an der Onkel-Tom-Straße erfüllt, begleitet von vielen Weggefährten, Kollegen, Schülern und Auszubildenden. Sein engagiertes Schaffen hinterlässt nicht nur in ihren Herzen tiefe erinnerungswürdige Spuren.

Wegbereiter…

Als gelernter Siebdrucker war Stefan Alker, der seinen Vornamen im schulischen Bereich gern mit „ph“ schrieb, Berufsschullehrer für Gestaltungstechnik und Englisch geworden und hatte von 1997 bis 2009 als Lehrer und Fachbereichleiter am OSZ Farbtechnik und Raumgestaltung Berlin Steglitz gearbeitet. Sechs Dienstjahre als Oberschulrat der operativen Schulaufsicht folgten. Dass er diesen Posten 2015 verließ, um als Schulleiter an die Peter-Lenné-Schule zu gehen, zeigt, wie stark er sich jungen Menschen und dem Unterricht verbunden fühlte, hatten ihm diese Kontakte und die Unterrichtstätigkeit an sich während seiner Schulrat-Tätigkeit doch zu stark gefehlt.

Es folgten zehn Jahre als leidenschaftlicher Lehrer und Schulleiter an der Peter-Lenné-Schule, in denen Stefan Alker auf Augenhöhe gemeinsam mit allen Lehrkräften und gelegentlich auch mit den Schülern Mittagspause machte. Nahbar und stets „mittendrin“ zeigte er immer ein offenes Ohr für jeden sowie eine weit offen stehende Tür zu seinem Büro. Wenn auch reichlich Schulleiterverpflichtungen auf seinen Schultern lagen, ließ er doch nie den Unterricht ausfallen und bestand darauf, Teil des Lehrerteams zu sein und ausnahmslos alle Klassen zu unterrichten, ohne dabei sich die „Rosinen herauszupicken“ oder schwierige Klassen und unattraktive Stunden zu umgehen. So war es für ihn selbstverständlich, auch in der letzten Schulstunde am Freitag selbst zu unterrichten.

Für geflüchtete Menschen setzte er sich nachhaltig ein, indem er die Willkommensklassen an der Peter-Lenné-Schule nicht nur personell auf sichere Beine stellte, sondern bis zum Schluss dort auch persönlich unterrichtete. Nicht nur durch die Coronazeit an sich navigierte er Schule und OSZ sicher, er sorgte auch konsequent im Einsatz für Digitalisierung dafür, dass die Peter-Lenné-Schule moderne digitale Kommunikation nutzen konnte und so der leidige Onlineunterricht stark erleichtert wurde.

Maßgeblich auf Stefan Alker gehen auch Konzept und konkrete Ausgestaltung des 11. Pflichtschuljahres zurück. – Wenn es nun in diesem Jahr nach den Sommerferien 2025 in Berlin startet, kann er dies nicht mehr miterleben.

... und Menschenfreund

Kaum verwunderlich scheint, dass dieser leidenschaftliche Lehrer im Bildungsbereich Unterstützung leistete, wo er nur konnte, und Frauen in ihrem beruflichen Fortkommen stets gezielt förderte: Da war eine Quereinsteigerin, die den Weg ins reguläre Lehramt gehen wollte, war die Kollegin aus dem Ausland, der die Verwaltung bei der Anerkennung ihrer Papiere Steine in den Weg gelegt hatte. Und da gab es Kollegen, bei denen die Verbeamtung verzögert oder verwehrt wurde. – Für all diese Menschen hat sich Stefan Alker zeitlebens starkgemacht, hartnäckig für sie gekämpft und schließlich die gewünschten Erfolge erzielt. Dabei hat er nie seinen Humor verloren und konnte über sich selbst und so manche Absurdität in der Berliner Bildungslandschaft lachen. – Nicht nur seine Schüler schätzten diesen Humor und die dabei nette und ruhige Eigenart ihres Lehrers, der jeden Morgen vor der Arbeit Schwimmen ging. – Verließ jemand die Schule wegen Versetzung oder Rente, ließ es sich Schulleiter Alker nicht nehmen, ihm mit einem Augenzwinkern ein selbstverfasstes humoristisches Zeugnis auszuhändigen, auf echtem Zeugnisformular geschrieben, mit allem Drum und Dran.

...im Auftrag der Bildung

Bestens nach allen Seiten der Bildungslandschaft vernetzt, repräsentierte Stefan Alker die Peter-Lenné-Schule erfolgreich weit über Berlin hinaus. Für die Außendarstellung der Schule empfing er häufig ausländische Delegationen aus beispielsweise USA, China, verschiedenen afrikanischen Ländern, Finnland und Norwegen und erläuterte am Beispiel der Peter-Lenné-Schule die berufliche Bildung in Deutschland. Am „Tag des Baumes“ an der Seite von Cem Özdemir pflanzte er pressebegleitet einen Baum in der Peter-Lenné-Schule. Und als langjähriges Mitglied der SPD war er dort im Bildungsausschuss aktiv und bei aller Auslastung auch noch regelmäßiger Wahlhelfer in Zehlendorf.

Energie für seinen beruflichen Einsatz schöpfte Stefan Alker aus seiner Familie, der Natur und am liebsten bei im heißen Griechenland verlebten Urlauben mit typisch griechischen Spezialitäten und süßen Leckereien. Mit Band und Freunden war er in seiner Freizeit musikalisch unterwegs, spielte leidenschaftlich gern Klavier und galt als Jazzliebhaber.

Mit seiner liebenswerten menschlichen Art und seinen Erfolgen wird Stefan Alker den Menschen in und außerhalb des schulischen Bereichs in tiefer Erinnerung und unvergessen bleiben.

Stellvertretend hat Andreas Rolfes die Schulleitung der Peter-Lenné-Schule Anfang dieses Schuljahres übernommen und ist derzeit weiterhin kommissarisch tätig. Der eigentliche Amts-Nachfolger von Stefan Alker ist noch nicht bekannt.

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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