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Sanierungs-Aus fürs Mittelmeerhaus

Jugendstil-Juwel im Botanischen Garten gefährdet

Das Mittelmeerhaus wurde 1904 erbaut.
Das Mittelmeerhaus wurde 1904 erbaut.
Erschienen in Lichterfelde West Journal April/Mai 2025

Die Zukunft des Mittelmeerhauses im Botanischen Garten Berlin steht auf der Kippe. Nachdem das Abgeordnetenhaus beschloss, die Mittel für die geplante Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes nicht wieder bereitzustellen, droht nun die Schließung des beliebten Gewächshauses.

Das Mittelmeerhaus, ein architektonisches Juwel im Jugendstil, beherbergt eine bedeutende Sammlung mediterraner Pflanzen und ist das älteste der 15 historischen Gewächshäuser des Gartens. Die Sanierung, für die 25 Millionen Euro aus Landesmitteln vorgesehen waren, sollte bereits seit 2020 vorbereitet werden.

„Wir sind fassungslos und können die Entscheidung nicht nachvollziehen – vor allem angesichts der umfangreichen Investitionen und Vorarbeiten, die bereits in das Projekt geflossen sind. Bleibt es dabei, dass die Sanierung des Mittelmeerhaus mitten in der Umsetzung gestoppt wird, dann werden wir es wohl über kurz oder lang schließen müssen“, befürchtet Thomas Borsch, Direktor des Botanischen Gartens. Er forderte Gespräche zur Sicherstellung der Finanzierung, um den Verlust dieses bekannten Bau- und Kulturdenkmals zu verhindern.

Thorsten Laute, Leiter des Gartenbetriebs, wies darauf hin, dass der Sanierungsstopp die Arbeit des wissenschaftlichen und gärtnerischen Teams zunichte mache. Die Vorbereitungen für den Umzug der Pflanzen hätten bereits einen erheblichen Teil der Arbeitszeit in Anspruch genommen.

Gefahr für Pflanzensammlung

Die ausbleibende Sanierung gefährdet nicht nur das Mittelmeerhaus selbst, sondern auch die darin befindliche Pflanzensammlung. Aufgrund der geplanten Sanierung wurden notwendige Reparaturen an Heizung und Fenstern aufgeschoben. Ein Ausfall der Heizungsanlage könnte schwerwiegende Schäden an den Pflanzen verursachen. Unklar ist auch, was mit der Sammlung geschehen soll, falls das Gebäude geschlossen werden muss, da keine Mittel für ein Ausweichquartier vorhanden sind. Darüber hinaus sind weitere Gewächshäuser sanierungsbedürftig. Es droht die Schließung weiterer Gebäude, sollte der Sanierungsstau nicht behoben werden.

Hoffen auf Unterstützung

Der Botanische Garten appelliert an Politik und Öffentlichkeit, sich für den Erhalt des Mittelmeerhauses und der gesamten Anlage einzusetzen. „Wir würden uns freuen, wenn dies auch bei der Verteilung von Fördermitteln Berücksichtigung fände“, so Borsch. „Berlin ist eine der grünsten Städte Europas, aber der Botanische Garten trocknet ohne Unterstützung leider aus.“

Neue Eintrittspreise

Aufgrund des gestiegenen Kostendrucks hat der Botanische Garten zum 15. März erstmals seit 15 Jahren die Eintrittspreise erhöht. Erwachsene zahlen 10 Euro anstelle bisher 6 Euro, der ermäßigte Eintritt kostet 5 Euro anstelle von 3 Euro. Die Jahreskarte hingegen wird günstiger – sie kostet jetzt 30 Euro anstatt 50 Euro. Kinder und Jugendliche in Begleitung von Erwachsenen haben freien Eintritt – bisher galt das nur für Kinder bis zum Alter von sechs Jahren. Gartendirektor Thomas Borsch hofft auf das Verständnis der Besucherinnen und Besucher und darauf, dass sie dem Botanischen Garten weiter die Treue halten. Die Anpassung der Eintrittspreise war unumgänglich: „Wir müssen handlungsfähig bleiben, sonst haben wir keine Zukunft“, so Gartendirektor Borsch. Es war uns aber wichtig, dass unsere Eintrittspreise im internationalen Vergleich trotz der Erhöhung immer noch moderat sind – und das, obwohl wir zu den größten Botanischen Gärten der Welt gehören.“

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