Steglitz
30 Jahre Kulturhaus Schwartzsche Villa
Am 6. und 7. September wird gefeiert

10.08.2025: Die Schwartzsche Villa ist mit Ausstellungen, Lesungen und Theateraufführungen eine feste Größe im Bezirk. Ihre Zeit als Kulturhaus begann vor 30 Jahren – und das wird am Wochenende des 6. und 7. September bei einem Gartenfest mit einem abwechslungsreichen Programm für die ganze Familie gefeiert. Los geht es bereits am Freitag, den 5. September mit der Eröffnung von Guðný Guðmundsdóttir NOON, siehe unten.
Der Samstag, 6. September, bietet ein breites musikalisches Spektrum. Es präsentieren sich die vier Cellisten des Steglitzer Tonhain Kollektivs. Die Band Kronthaler kombiniert Kammerpop mit Grunge-Musik. Einen Vorgeschmack auf das kommende Tango-Festival gibt das Trio um Sängerin Maria Fiselier mit Musik von Astor Piazzolla. Den Abschluss bildet die Band Evelyn Kryger mit einem Stilmix, der zum Tanzen einlädt. Für jüngere Besucher gibt es ganztägig die Ausstellung „Kreative Tonfiguren von Kinderhand“ der Jugendkunstschule sowie Kinderschminken. Um 15 Uhr zeigt das Nimù Theatre das Stück „Im Garten der Riesin“.
Am Sonntag, den 7. September, stehen Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt. Um 14.30 Uhr führen Jugendliche der TanzTangente eine selbst entwickelte Choreografie im Garten der Villa auf. Im Anschluss, um 16 Uhr, gastiert das Kazibaze Theater mit seinem interaktiven Straßentheaterstück „Mnemoland“, das mit Artistik und Liedern vom Schicksal spanischer Einwanderer in Berlin erzählt.
Die Geschichte der Villa
Die Schwartzsche Villa wurde zwischen 1895 und 1897 vom Bankier Carl Schwartz als Sommerresidenz erbaut und am 16. Februar 1898 eingeweiht. Entworfen wurde der spätklassizistische Bau von Christian Heidecke, einem bekannten Architekten des Berliner Großbürgertums. Die Villa war ursprünglich von Parkanlagen, Gewächshäusern und Stallungen umgeben. Der Hauptbereich diente geselligen Anlässen, während die privaten Räume im Obergeschoss und Wirtschaftsräume im Souterrain lagen.
Nach dem Tod des Bauherrn 1915 wurde das Haus durch die Töchter umgebaut und bewohnt. In den letzten Kriegswochen 1945 starb Gabriele Schwartz bei einem Bombenangriff; danach stand die Villa zeitweise leer.
Zwischen 1945 und 1947 war ein Waisenheim in der ersten Etage untergebracht. Später nutzte eine Handelsfirma die Räume als Lager, was auf Widerstand beim Bezirkswohnungsamt stieß.
1961 ging das Anwesen in den Besitz des Landes Berlin über. Verschiedene Neubaupläne, darunter ein Rathausanbau und ein Hallenbad, wurden im Lauf der Jahre diskutiert. Anfang der 1980er-Jahre engagierte sich die Kulturinitiative Lankwitz für den Erhalt der Villa als Kulturzentrum, woraufhin das Haus 1983 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Ein Trägerverein entwickelte erste Nutzungskonzepte.
Neue Ausstellung: Natur trifft Industrie
Die neue Ausstellung in der Schwartzschen Villa bringt die Welten von Fabelwesen und Schwerindustrie zusammen. Die isländische Künstlerin Guðný Guðmundsdóttir zeigt in ihrer Einzelausstellung mit dem Titel „Noon“ Werke aus Fotografie, Installation, Keramik und Zeichnung.
Die von Christine Nippe kuratierte Schau beschäftigt sich mit Nymphen in ihren verschiedenen Erscheinungsformen – als Seerosen, Libellenlarven und Quellgeister. Diesen natürlichen Motiven stellt die Künstlerin die Ästhetik der Schwerindustrie gegenüber, symbolisiert durch Maschinen und Industriebauten. Die Ausstellung verfolgt den Gedanken eines natürlichen Kreislaufs von Wachstum und Verfall. Eine Pflanze, die nach ihrem Absterben zu Erdöl wird, kehrt durch Fördermaschinen wieder an die Oberfläche zurück und treibt die moderne Welt an.
Guðný Guðmundsdóttir zieht eine Parallele zwischen den mythischen Wasserreichen der Nymphen und den von Meer umgebenen Ölplattformen der Gegenwart. „Meine Vermutung ist die, dass die Welt der Nymphen, falls es sie gibt, beim ersten Anblick sowohl als hochkultiviert als auch wunderschön zum Vorschein kommt, dass aber hinter der eleganten Fassade öfters auch Konflikte wie Intrigen und Unterdrückungsmanöver brodeln können bis hin zum regelrechten Kampf um Leben und Tod“, so die Künstlerin.
Zu sehen sind unter anderem Arbeiten aus Papier und Ton sowie eine große Skulptur, die von einem antiken Versammlungsort in Rom inspiriert ist. Der Titel „Noon“ (Mittag) soll auf die Stunde des Tages verweisen, in der alles möglich scheint.
Die Eröffnung findet am Freitag, den 5. September 2025, von 19 Uhr bis 21 Uhr statt. Die Ausstellung läuft vom 6. September 2025 bis zum 3. Mai 2026 und ist täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Am Sonntag, 19. Oktober 2025 findet um 12 Uhr findet eine Performance von Juliana Hodkinson im Großen Salon statt. Um 14 Uhr führt die Künstlerin Guðný Guðmundsdóttir durch ihre Ausstellung und am Mittwoch, 5. November 2025 steht um 18 Uhr ein Künstlergespräch mit Guðný Guðmundsdóttir auf dem Programm.
Kulturhaus mit Café
Nach umfangreicher Restaurierung fand am 25. Mai 1983 die Gründung des Trägervereins statt, 1991 wurde die Finanzierung für die Umgestaltung bewilligt. 1995 eröffnete die Schwartzsche Villa schließlich als Kulturhaus. Künstlerinnen und Künstler haben hier auch die Möglichkeit, Räume für Kulturveranstaltungen unentgeltlich zu nutzen. Seit 2017 leitet Brigitte Hausmann die Geschicke des Hauses. Im September 2020 kam mit der Eröffnung der Dauerausstellung „Die Villa Schwartz“ ein weiterer Baustein zur Dokumentation der Hausgeschichte hinzu.
Im Haus befindet sich außerdem das Café Schwartzsche Villa, das von der Mosaik gGmbH geführt wird. Mosaik bietet Menschen mit Behinderung Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Im von 10 bis 22 Uhr geöffneten Café gibt es mit Frühstück, Kaffee, Kuchen sowie vielen weiteren Speisen und Getränken eine große Auswahl. In der warmen Jahreszeit kann man unter großen Schirmen auf dem Vorplatz der Villa eine Auszeit genießen.