Erschienen in Gazette Charlottenburg April 2024
Im Alter von nur siebzehn Jahren komponierte Siegfried Translateur sein bekanntestes Musikstück: „Wiener Prater“ – in Berlin als „Sportpalastwalzer“ berühmt geworden. Im Wiener Prater war es früher üblich, für jeden Tanz zu bezahlen. Das konnte sich nicht jeder leisten. Billige „Vorzugstänze“ wurden durch viermaliges Händeklatschen angekündigt. Dieses baute Translateur in sein Werk mit ein.
1909 zog er als Kapellmeister nach Berlin. Mit seiner Frau Meta und Sohn Hans wohnte Siegfried Translateur in der Güntzelstraße 15 im damaligen Bezirk Wilmersdorf. Als der „Wiener Prater“ im Jahr 1923 zum ersten Mal beim Sechstagerennen im Sportpalast gespielt wurde, begann Stammgast „Krücke“ Reinhold Habbisch den Part, bei dem im Original geklatscht wurde, auf den Fingern lautstark zu pfeifen. Das restliche Publikum stimmte schnell mit ein und der Sportpalastwalzer war geboren.
Jahrelang war der Sportpalastwalzer der Hit bei dem beliebten Radrenn-Ereignis. Das änderte sich 1937. Der Sportpalastwalzer durfte trotz energischen Verlangens des Publikums nicht mehr gespielt werden, denn Translateur galt als „Halbjude“. Während der Sohn fliehen konnte, deportierten die Nazis Siegfried Translateur und seine Frau im Jahr 1943 – dem Jahr, in dem Joseph Goebbels seine berüchtigte Rede im Sportpalast hielt – in das Ghetto Theresienstadt. Dort wurde das Ehepaar 1944 ermordet.
Die Klanginstallation, die vor Ort am besten über Kopfhörer gehört wird, befindet sich auf dem früheren Vorplatz des Sportpalastes nahe der Pallasstraße 4. In ihr ist die Schrittfolge des Wiener Walzers im Boden eingelassen. Geschaffen wurde die Installation von der in Berlin lebenden Klangkünstlerin Chelsea Leventhal.
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