„Frauen und Technik!“
Mustersammlungen zur technischen Fotografie aus dem Archiv des Lette Vereins
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau Mai 2024
„Auf dem Glas-Negativ aus dem frühen 20. Jahrhundert wurde die abgebildete Person weggekratzt und dann auf dem Bild-Positiv die Wand vom Hintergrund nachgezeichnet. Das kann man als Vorform von Photoshop bezeichnen“, beschreibt Jana Haase eins der besonderen Exponate der Ausstellung „Frauen und Technik!“.
Muster aus fachfotografischem Unterricht
Jana Haase betreut das Archiv des Lette Vereins und ist Projektleiterin des neuen Digitalisierungsprojektes des Lette Vereins. In den vergangenen zwei Jahren wurden drei Nachlässe mit rund 500 Objekten, bei denen es um die Technische Fotografie geht, digitalisiert. In den Nachlässen der ehemaligen Lette-Lehrerinnen Renate Borowka und Ilse Körner und der Sammlung Hennigsdorf befinden sich Muster aus dem fachfotografischen und grafischen Unterricht. Sie stammen aus den Bereichen Hämatologie, Histologie und Zellbiologie sowie der Metallographie aus der Zeit zwischen 1908 und 1980. Es handelt sich hierbei um Materialien, die in den im Lette Verein bis heute vollschulisch ausgebildeten Berufen entstanden oder als Anschauungsmaterial genutzt worden sind.
Große Sammlung aus Hennigsdorf
Ein großer Teil der nachgelassenen Sammlung metallographischer Schliffe und Bilder stammt vom Eisen-Forschungsinstitut Hennigsdorf. Die Sammlung wurde nach seiner Auflösung in den 1990er-Jahren vom Lette Verein aufgenommen. Diese Nachlässe machen den Zusammenhang zwischen Zeichenkunst, Fotografie und fotografisch-optischen Methoden deutlich und sind somit Dokumente der Technikgeschichte sowie der Geschichte bildgebender Verfahren. Außerdem spiegeln sie die Ausbildungsgeschichte von besonderen Berufen wider. Dazu gehören die Berufe Medizinisch-technische Assistentin – heute: Medizinische Technologinnen und Technologen für Laboratoriumsanalytik, Metallographin – heute: Technische Assistentinnen und Assistenten für Metallographie und Werkstoffanalyse sowie der Beruf der wissenschaftlichen Fotografin – heute: Fotodesignerinnen und -designer, die allesamt im Lette Verein als reine Frauenberufe entstanden sind.
Berlin als Ort der Emanzipation
Anhand der Objekte kann Berlin als Industriestandort, als Ausbildungsstadt und als wichtiger Ort der wirtschaftlichen Frauenemanzipation sichtbar gemacht werden. Die Digitalisierung sowie das Erschließen und das Restaurieren dieser Nachlässe ermöglicht es, sie in der Deutschen Digitialen Bibliothek der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die Ausstellung ist zu sehen unter: ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/frauen-und-technik/